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Die Wochenvorschau von Claudius PrößerSchlechtes Klima, diskutable Kunst

Können Sie einen sinnvollen Satz bilden, in dem die Begriffe „Volker Wissing“ und „Fahrrad“ vorkommen? Wie wäre es mit diesem: Am Montag stellt Bundesverkehrsminister Volker „No Limit“ Wissing (FDP) zusammen mit der ADFC-Bundesvorsitzenden Rebecca Peters die Ergebnisse des jüngsten ADFC-Fahrradklima-Tests vor. Dass der RadfahrerInnen-Verband ausgerechnet den Autobahnminister dazu eingeladen hat, klingt erst einmal befremdlich – aber er wird sich bei dieser Gelegenheit eben auch unangenehmen Fragen stellen müssen.

Mit Blick auf Berlin wird sich wie in den letzten Jahren leider wieder die Frage stellen, warum Fahrradfahren hier eigentlich so populär ist bei den miserablen Noten, die die Stadt regelmäßig bekommt. Beim letzten Mal – 2021 – gab es mit der Note 4,1 nur ein „Ausreichend“: zu viel Stress, zu wenig Akzeptanz durch andere VerkehrsteilnehmerInnen, grottenschlechte Sicherheitslage (hier reichte es sogar nur für eine 4,7).

Immerhin war die Gesamtnote 2021 schon eine hauchdünne Verbesserung gegenüber 2019 gewesen. Wer weiß, vielleicht konnten die in den vergangenen zwei Jahren hier und da aus dem Asphalt gesprossenen Radspurpoller und Fahrradstraßen das Ergebnis ja auf eine „Drei minus“ heben. So es eine Teilnote in der Kategorie „Zukunftsaussichten“ gibt, dürfte diese katastrophal ausfallen: Vom möglicherweise bald regierenden schwarz-roten Senat erwartet nun wirklich niemand Heldentaten in Sachen Radinfrastruktur.

Und noch was aus der Welt des Verkehrs, wenn auch aus der Nebensparte „Bahnhofsästhetik“: Am Mittwochnachmittag enthüllt der DB-Vorstandsvorsitzende („Bahnchef“) Richard Lutz eine neue Skulptur auf der Südwest-Terrasse des Hauptbahnhofs. „Vertical Highways“ heißt das von der „international renommierten“ (O-Ton Bahn) Künstlerin Bettina Pousttchi eigens für diesen Ort gestaltete Objekt, das aus rot gefärbten und verbogenen Leitplanken besteht, die in den Himmel streben.

Das Ganze geschieht im Rahmen der Kulturreihe „Station to Station“ und in Kooperation mit der Stiftung für Kunst und Kultur, dessen Vorsitzender Walter Smerling auch vor Ort sein wird. Smerling ist der Mann, der mit viel Geld – unter anderem vom Senat – eine private „Kunsthalle Berlin“ in den Tempelhofer Hangars betreibt. Die Zukunft dieses gerade unter KünstlerInnen höchst umstrittenen Projekts ist unklar.

Schlimmer als die 2007 auf der Nortdost-Terrasse aufgestellte Edelstahlskulptur „Rolling Horse“ kann's aber kaum werden: Der Berufsverband Bildender Künstler Berlins (BBK) bezeichnete das bucklige Pferdchen seinerzeit als „von kaum zu überbietender Provinzialität“ und „Misshandlung des öffentlichen Raums“.

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