Die Wochenvorschau für Berlin: Erinnern, gedenken, solidarisieren

Das Gedenken rund um den 9. November 1938 ist vielfältig. Es gibt Gedenkzeremonien, ein Stadtrundgang und einen Talk mit Michel Friedman.

Ein Mann steht am 09.11.2016 nach einer Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin an die Pogrome vom 9. November 1938 im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin vor einer Gedenkmauer, auf der die Namen von Konzentrationslagern sowie von Ghettos stehen

So sah Gedenken in den letzten Jahren aus: Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Donnerstag ist der 9. November – 85 Jahre ist es dann her, dass die Nationalsozialisten mit breiter Unterstützung der Gesellschaft jüdische Geschäfte zerstörten, Synagogen in Brand setzten und extrem gewaltsam gegen Jüdinnen und Juden in ganz Deutschland vorgingen. Das Erinnern an die Pogromnacht steht dieses Jahr im Zentrum der Gedenkveranstaltungen, da Antisemitismus immer noch ein akutes Problem ist.

Mit dem Anschlag der Hamas auf Israel fürchteten viele Jüdinnen und Juden, dass ihr Leben in der Konsequenz in Deutschland zukünftig noch unsicherer wird, in letzter Zeit hat es vermehrt Übergriffe gegeben. Dagegen kann eine entschiedene Solidarität helfen, ein sichtbares An-der-Seite-Stehen wie in der Woche direkt nach dem Anschlag, als rund 700 Menschen zur Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg kamen, um ein Zeichen gegen die Gewaltaufrufe der Hamas zu setzen.

Unter Beweis stellen lässt sich solche Solidarität zum Beispiel bei den Aktionstagen „Jüdisches Leben in der City West“ am 7. und 8. November. Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf und das Projekt „Berliner Register“ in Charlottenburg-Wilmersdorf laden am Mittwoch zum Stadtrundgang ein. „Wir begegnen Orten jüdischen Lebens, beleuchten historische und aktuelle Ereignisse und stellen Möglichkeiten vor, antisemitisch motivierte Vorfälle wie Beleidigungen oder Drohungen zu melden“, heißt es in der Ankündigung.

In Brandenburg findet derweil eine Aktionswoche statt, die verschiedene Facetten rund um das jüdische Leben und die jüdische Geschichte in der Mark aufzeigen will. Die Auftaktveranstaltung zum „Jüdischen Kaleidoskop Brandenburg“ ist am Montag in Brandenburg an der Havel. Daran sollen sich bis zum 12. November 34 Veranstaltungen zu den Themen Kultur, Gedenken, Sicherheit, Gesellschaft und Sport anschließen. Die Konzerte, Lesungen, Fortbildungen, Filmvorführungen und andere Formate finden in verschiedenen Städten in Brandenburg statt.

Klartext mit Michel Friedman

In Berlin lädt das Berliner Ensemble am 9. November zum Gespräch über Judenhass ein. Autor Michel Friedman redet mit Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, und Felix Klein, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben. Es werden Fragen zum Ursprung, zum richtigen Umgang mit Antisemitismus und zur gefühlten Endlosschleife dieser Thematik beantwortet. Was lässt sich denjenigen, die Judenhass schüren, entgegnen?

Wie Bundeskanzler Olaf Schulz diese Fragen beantworten würde, lässt sich ebenfalls am 9. November bei der Zentralen Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Pogromnacht in der Synagoge Beth Zion in Mitte herausfinden – auf die im Oktober Molotowcocktails geworfen wurden. Scholz wird dort neben Bundespräsident Steinmeier und Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, an die Opfer gedenken. Die ARD überträgt ab 11 Uhr einen Livestream.

Sich solidarisch zu zeigen, ist also das Thema der Woche. Alle, die sich gegen Antisemitismus aussprechen, können einen Beitrag leisten.

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