Die Wochenvorschau für Berlin: Die DDR-Gedächtnis-Tage
Rund um den Tag der deutschen Einheit feiern ein paar auffällige Bauten am Alex ihren 50. Geburtstag. Auch demonstriert wird dort viel diese Woche.
Diese Woche steht klar im Zeichen der DDR. Zum einen natürlich, weil am Donnerstag Tag der Deutschen Einheit ist. Für die Zu-spät-Geborenen, die womöglich nicht mehr wissen, was der Tag bedeutet (außer dass man ausschlafen und demonstrieren gehen kann, dazu unten mehr): Der Tag der Deutschen Einheit ist der Tag, an dem 1990 Ost- und Westdeutschland „wiedervereinigt“ wurden oder, wie Kritiker das damals nannten, „der Anschluss“ Ost- an Westdeutschlands stattfand.
Zudem wurde am heutigen Montag vor genau 50 Jahren die Weltzeituhr am Alexanderplatz eingeweiht. Entworfen wurde sie im Rahmen der Alex-Neugestaltung Ende der 60er Jahre. Fun fact: Nach dem Ende der DDR wurde festgestellt, dass manche Städte, die auf den 24 Seiten des Zylinders eingetragen sind, den falschen Zeitzonen zugeordnet waren.
Ebenfalls „Geburtstag“ hat diese Woche – am 3. Oktober – der Fernsehturm am Alex. Doch bevor hier Missverständnisse aufkommen: Mit dem Tag der Einheit haben die beiden Jubiläen nichts zu tun – sondern vielmehr mit dem „Geburtstag“ der DDR, die am 7. Oktober vor 50 Jahren mit viel „chicer“ neuer Innenstadt ihr 20-jähriges Bestehen feierte.
Womit wir elegant eine Brücke in die Gegenwart schlagen: Um untergegangene Reiche geht es auch bei den sogenannten Reichsbürgern, die zusammen mit „Wir für Deutschland“ und anderen Rechtsradikalen am Tag der Deutschen Einheit mal wieder einen Aufmarsch machen wollen. Damit sie es möglichst gar nicht schaffen, wie geplant vom Washingtonplatz zum Alex zu laufen, ruft das Gegenprotest-Bündnis ab 11 Uhr zur Kundgebung am Platz der Republik (vor dem Reichstag) auf. Mehr Infos unter: berlin-gegen-nazis.de.
Dass mehr oder weniger gleichzeitig auch noch eine Demonstration zum Mietenthema – Überschrift: „Richtig deckeln, dann enteignen“ – stattfinden wird, hat wohl im Vorfeld zu Diskussionen in der linken Szene geführt. Nach dem Motto: Wie könnt ihr gegen den Mietenwahnsinn demonstrieren, wenn wir jede Frau, jeden Mann zur Blockade der Nazis brauchen?
Aber mal ehrlich: Sollte es nicht genug engagierte Leute in der Stadt geben, um beides zu schaffen? Zumal die Mietendemo auch am Alex stattfindet (13 Uhr, Haus des Lehrers). Liegt also alles nah beieinander, dass ein Bummel zu den DDR-Denkmälern im „Anschluss“ auch noch drin wäre.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund