Die Wochenvorschau für Berlin: Der Einsatz gegen den Hass, fürs Karma
Es gibt so einiges zu tun im Kampf gegen Rechts. Und gegen die Kita-Krise kann man auch auf die Straße gehen.
Ob wir nun etwas abbekommen haben vom am Pfingstwochenende ausgeschütteten Heiligen Geist oder nicht: diese Woche steht ganz im Zeichen des Kampfs gegen rechts.
Los geht’s am Dienstag in Oranienburg, wo die diesjährige Sommertour Schöner leben ohne Nazis beginnt, unter anderem mit der Microphone Mafia und der Auschwitz-Überlebenden Ester Bejarano (ab 15 Uhr, Oranienwerk, Kremmener Str. 43).
Am Mittwoch gedenkt das Bündnis Niemand ist vergessen in Buch des im Jahr 2000 von Neonazis ermordeten Dieter Eich (Treffpunkt 17 Uhr, S-Bahnhof Buch). Dass Eich ein Opfer rechtsextremer Gewalt wurde, hat die Berliner Polizei erst vor einigen Tagen offiziell eingeräumt. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung wird die Polizei nach einem Bericht des Tagesspiegels insgesamt 6 Fälle mit 7 Todesopfern rechter Gewalt dem Bundeskriminalamt nachmelden. Damit steigt die offizielle Gesamtzahl der Todesopfer rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung in Berlin auf 9.
Am Donnerstag gibt es voraussichtlich Plädoyers und Urteile im Prozess gegen zwei Männer wegen eines Brandanschlags auf eine Flüchtlingsunterkunft in Kremmen (10 Uhr, Landgericht, Saal 2, Feldmannstr. 1, 16816 Neuruppin). Und in Berlin kann man abends im Stasi-Museum mit dem ehemaligen Nazi und Gründer der Aussteigerinitiative Exit, Ingo Hasselbach, sowie dem Journalisten Peter Wensierski über Neonazis und die Verharmlosung rechter Gewalt in der DDR diskutieren (19 Uhr, Haus 22, Ruschestr. 103).
Am Wochenende gibt es dann gleich zwei „Pflichttermine“ für politisch interessierte HauptstädterInnen: Die von Eltern organisierte Demo gegen die Kita-Krise am Samstag (Start 10 Uhr am Dorothea-Schlegel-Platz) und die Proteste gegen die AfD-Demo am Sonntag unter dem Motto Stoppt den Hass. Stoppt die AfD (ab 11.30 Uhr auf der Reichstagswiese). Ursprünglich hatten die Eltern ihre Demo auch für den Sonntag vorgesehen, dann aber wegen der Rechten schweren Herzens um einen Tag vorverlegt. Umso mehr sollten auch Kinderlose sie am Samstag unterstützen – zumal man gegen die Forderungen (mehr Kitaplätze, mehr Geld für ErzieherInnen, bessere Arbeits- und Spielbedingungen) kaum etwas haben kann.
Wer sein Karma derart aufpoliert hat, kann es dann am Sonntag auch ein bisschen entspannter angehen und als Protestform gegen die AfD das Wegbassen wählen. Da hat man Party und Politik quasi in einem (siehe Facebook „AfD wegbassen“). Aber alle, die es gerne klassisch mögen – Latschen, Rennen, Sitzblockade & Co. – dürften an diesem Tag auch auf ihre Kosten kommen, wie man so schön sagt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!