Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die irrlichtende SPD auf der falschen Spur, wirklich sichere Herkunftsstaaten und Vegetarierausbildung in Dänemark.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die AfD behauptet, nicht nachzukommen mit der Bearbeitung von Mitgliedsanträgen.
Und was wird in dieser besser?
Deutschland ja auch nicht.
Die CDU-Basis wettert gegen die Kanzlerin. Wer ist da eigentlich in der falschen Partei: Merkel in der CDU oder die Basis in der Merkel-Partei?
Derzeit ist vor allem die SPD in der falschen Partei. Komplett. Nachts auf der dunklen Straße kommen ihr zwei Motorräder nebeneinander entgegen. Sie entscheidet, zwischen beiden durchzubrausen. Schade, es war ein Lkw. Merkels Maximalunion überfährt die SPD, doch sie lässt rechts mehr liegen, als Seehofer betrunken quatschen kann. Das Strauß-Dogma „rechts von uns darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben“ gibt Merkel auf; letztes Wochenende landete die Unions-Schwester ÖVP in Wien unter 10 Prozent. Die Union wird wie stets derjenigen folgen, die Wahlerfolg verheißt. Die Wähler nicht immer.
Albanien, Kosovo und Montenegro sind jetzt „sichere Herkunftsstaaten“. Welches Land sollte folgen?
Im Wortsinne viele, also Staaten, aus denen ganz sicher Leute herkommen. Bei „Anne Will“ ließ Merkel dönerbudenweit offen, ob Erdoğans Türkei dazu erklärt wird; nun verhandelt sie gerade dies in Ankara. Mit Krieg gegen eine ethnische Minderheit, Verhaftungswellen und der unbedingten Freiheit, Erdoğans Meinung zu teilen, legt diese Kandidatur die Latte hoch. Künftig wird man sich einiges einfallen lassen müssen, um noch irgendwo verfolgt zu werden.
Pegida will „Siegmar“ an den Galgen hängen. Sollte man sich nicht mal um Deutschkurse und Integration für Pegidisten kümmern?
Die finden sich nun schon 25 Jahre hier nicht zurecht. Oder gerade doch: Was ist Pegida anderes als Sarrazin, Nuhr, Buschkowsky mit ausgeschalteter Rechtschreibkorrektur?
Schäuble bangt um seine schwarze Null. Am liebsten würde er den Hartz-IV-Satz für Flüchtlinge senken. Eine Provokation?
Da die Flüchtlinge zu Fuß über Autobahnen kamen, fehlt mir ein neues Solo von Seehofer zur „Ausländermaut“. Anerkannte Asylbewerber bekommen Hartz IV, weil das Verfassungsgericht das mehrfach angemahnt hat, Schäubles Forderung geht rechtlich fehl. Zudem dürfte es heikel sein, Gelder für Sprachkurse abzuziehen von einem Betrag, in dem Sprachkurse nicht einkalkuliert sind. Nicht anerkannte Asylbewerber bekommen eh schon 50 Euro weniger; man kann auch gleich die Kriminalstatistik fälschen, statt die Leute zum Mundraub zu zwingen.
In dem dänischen Zoo, in dem vor Kurzem erst eine Giraffe verfüttert wurde, wurde nun ein kleiner Löwe seziert. Vor Kindern! Woher haben die Dänen ihre Grausamkeit?
Man kann kritisieren, dass das Tier als „überzählig“ geschlachtet wurde und nicht etwa einem anderen Zoo geschenkt. Dass hingegen Kinder sehen, wo der Burger herkommt, ist gut. Waidmänner, die in der Biostunde Kaninchen aufbrechen und zerlegen, hielte ich für guten Unterricht. Man isst danach weniger Fleisch und respektvoller.
Die WM 2006 soll gekauft worden sein, berichtet der Spiegel und DFB-Chef Wolfgang Niersbach hängt wohl voll mit drin. Unser Sommermärchen! Unser Präsident! Können Sie das auch nicht glauben?
Muss ich auch nicht. Der Spiegel selbst wählt mäßig belastbare Wendungen wie „es riecht stark nach Stimmenkauf“, seine Recherchen „ließen nur einen Schluss zu: Es gab offenbar keine einfachen Antworten“, und so fort. Kurz: Im Bild der Torkamera ist diese Recherche nicht drin. Was stark dafür spricht, sie fortzuführen. Wenn ADAC, VW und DFB zerlegt sind, fehlen noch Bild, Deutsche Bank und Mercedes.
Was ist schlimmer für die Linke: dass Gysi weg ist oder dass Wagenknecht und Bartsch übernehmen?
Gysi ist nicht weg. Der Anwalt der Linkspartei hat das Mandat niedergelegt, mit einer erfolgreichen Prozessbilanz. Gysis Rhetorik zielte stets auf die Mitte, seine Stärke liegt darin, die Union in Widersprüche zu verheddern und der SPD nachzuweisen, dass ihre Ideen bei der Linken zu Ende gedacht werden. Das ist das Risiko, ihn gleichsam in zwei Teile zu zerlegen: Wagenknecht bespaßt die eigenen Fundis, Bartsch erschreckt keinen Verdi-Funktionär. Das reicht fürs eigene Lager, oder, von Gysis Stahlkraft aus gedacht, eben nicht.
Und was machen die Borussen?
Neven Subotic, selbst Flüchtling aus Exjugoslawien und 1999 von Abschiebung aus Deutschland bedroht, engagiert sich wirkungsvoll in der Flüchtlingsarbeit. Wenn Tuchel den wirklich verkaufen will, sollte die Stadt Dortmund mitbieten.
Fragen: AFRO, HDL
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