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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Wir brauchen den Mindestlohn. Denn ein Leben lang einzahlen, um am Ende zu kriegen, was ich ohne Beiträge auch bekäme, ist Sozialporno. So was gucken FDP-Parteitage, wenn die JuLis im Bett sind.

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Bild: taz

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Friedrich Küppersbusch: Intercity rast in Schafherde.

Was wird besser in dieser?

Bahn-Kampagne: Schafherden nachweislich langsamer als Intercitys.

In Thüringen soll ein Exredakteur der "Jungen Freiheit" Kultusminister werden? Ist das wirklich schlimm?

Für die "Junge Freiheit"? Geht so. Dass da jede Wurst klecksen darf, die ein bisschen bürgerliche Anerkennung verheißt, verweist auf enormes Geltungsbedürfnis. Kamerad Krause himself wiederum behauptet, er habe ja nicht gewusst, wo er da schreibt - was immerhin die Hoffnung weckt, dass er später erzählt, er habe ja nicht gewusst, mit wem er da regiert. Das ging in Nürnberg nach 45 vielen seiner Kollegen doch auch so. Als Ressortchef für Schule und Studium meiner Kinder wäre ein "War doch nur Spaß"-Nazi und Karnevalsgoebbels ein Auswanderungsgrund. Dass sein Chef Althaus daneben noch eine verdiente Volkskammer-Blockflöte zur Justizministerin machen möchte, setzt die SPD unter erheblichen Druck, die komplette PDS bei Ebay zu kaufen.

Der BND hat Journalisten bespitzelt. BND-Chef Uhrlau bleibt trotzdem. Müsste er gehen ?

Der Angriff begann, als Uhrlau der Öffentlichkeit das Gegenteil verkündete: Ende der Bespitzelung oder Indienstnahme von Journalisten. Hat er gewusst, dass er damit log, muss er gehen. Wusste er es nicht, hat er seine Firma nicht im Griff - und muss gehen. Ohne Ansehen der Person, mit aller Ungenauigkeit, aber kategorisch.

Jürgen Rüttgers gibt in der Union den Arbeiterführer und fordert mehr Rente für Geringverdiener. Macht er gute Politik ist er ein Working Class Hero?

Ist auch wieder nicht so schwer, toll auszusehen gegen den Scherbenhaufen, den der Lieblingskanzlerkandidat von Peer Steinbrück, nämlich Peer Steinbrück, hier hinterlassen hat. Rüttgers Club tut nicht viel Aufsehenerregendes. Im Bereich Schule bekomme ich mit: Den Unterrichtsausfall müssen meine Kinder mindern, indem sie unbeaufsichtigt rumsitzen oder "daheim Unterrichtsaufgaben lösen". "Abi nach der 12" führt zu 8-Stunden-Tagen und mehr ohne Essen und Plan, und neue Leistungsüberprüfungen halten den Laden auf und selektieren noch mehr. Studiengebühren interessieren die "Working Class" nur wenig, leider. Neben der Bildungspolitik profiliert man sich als Landesregierung noch bei Innerer Sicherheit - da herrscht liberalkonservativer Waffenstillstand, scheints. Rot-grüne Ökoprogramme wurden zurückgefahren, und was nicht gebaut wird, sieht man auch nicht. Ansonsten ist Rüttgers zuverlässig mit auf dem Foto, wenn wo Leute gefeuert (Nokia) oder Leute gefeuert (BenQ) oder Leute gefeuert (Schalke) werden. Rüttgers ist so gut, wie die SPD keine Gegenfigur mit Strahlkraft aufbaut. Also isser sehr gut.

Brauchen wir denn eine Mindestrente?

Ja. Ein Arbeitsleben lang einzahlen, um am Ende das zu bekommen, was ich ohne Beiträge auch bekäme, ist Sozialporno. So was gucken FDP-Parteitage, wenn die Jungen Liberalen im Bett sind. Es taugt allenfalls, die Leute gegen die staatliche Sozialversicherung aufzuhetzen. Der Schwatz, man könne dann die Renten nur aus zweckentfremdeten Steuern aufbessern, trifft zu - so wie die Deutsche Einheit aus zweckentfremdetem Rentengeld mitbezahlt wurde und wird. Davon ab: Das Lohnabstandsgebot kann nicht mit Erreichen der Altersgrenze erschossen werden. Sollen Löhne höher sein als Stütze, damit es Sinn hat zu arbeiten - gilt das kraftschlüssig erst recht auch für Renten: Der Lohnempfänger kann sich theoretisch noch einen besser bezahlten Job suchen - der Rentner nicht mehr.

Am 1. Mai, sprechen DGB-Chef Sommer und SPD-Chef Kurt Beck gemeinsam in Mainz bei der zentralen DGB-Demonstration. Ist das Verhältnis von SPD und Gewerkschaften wieder im Lot?

Nein.

Und was macht Borussia Dortmund?

Youtubed "Thomas Doll" und findet rund zehn Videos von seiner bizarren "Wutrede". Gesamtabrufe an die 200.000 - da wäre manches Dritte-TV-Programm stolz auf die Quote. Also Pressekonferenzen extra ans TV verkaufen ("Die Hello Dolly-Show"), das schafft dem Mann auch eine berufliche Perspektive nach Borussia. Also zirka morgen.

FRAGEN: SR

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