Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Frank Schirrmacher sollte ein Feiertag werden, Merkel erklärt das Unbekannte und Uli Hoeneß ruiniert die Hoffnungsträger.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letze Woche?
Friedrich Küppersbusch: "Finanzkrise wird die Welt so verändern wie der Fall der Mauer", sagt Finanzminister Schäuble.
Was wird besser in dieser?
Wallstreet als "Bitterfeld des Westens" hat was. Banane, Jungs?
Herman van Rumpoy und Catherine Ashton - Namen, an die wir uns jetzt werden gewöhnen müssen?
Merkel zieht sich selbst als Fachkraft im Unterschätztwerden, als sie ihre Mitwirkung an der Kommissarswahl einräumte: Die seien so unbekannt, die müssten wohl was taugen. Wobei die EU ein gebremster Schulausflug sein dürfte, verglichen zu dem Drachen, den van Rumpoy als belgischer Regierungschef zu reiten hatte.
Das Bafög soll erhöht werden! Wo ist da bloß der Haken?
Die abwechselnden und einander jagenden Erhöhungen von mal Bafög, mal Studiengebühren sind so erhaben bescheuert, dass man schon im Zuge intellektueller Notwehr einen Plan hinter dem Plan ahnen muss. Wem beides wegen vermögender Herkunft wumpe ist, den stört es auch nicht - in allen Schichten darunter fängt das große Sortieren an. Dieses Land hat nur noch einen wesentlichen Rohstoff, und am besten sollte der Rohstoff selbst viel Geld mitbringen, damit … siehe oben.
Wo wir gerade beim Bafög sind: ein Wort zu den Studentenprotesten?
Schön, dass sich was bewegt. Schwerer als zu meiner Zeit, heute sind die Unis verschult und stundenplaniert, heute ist gesellschaftliches Engagement weniger mainstream und leicht.
FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher hat ein weiteres Ei gelegt und erklärt, dass das Internet sein "Hirn" mürbe mache. Wie könnte dem Manne geholfen werden?
Wenn "Schirrmacher" ein gesetzlicher Feiertag würde, müsste er nicht regelmäßig solche Hämmerchen raushauen und trotzdem würden einmal im Jahr alle an ihn denken. Das spart Papier! Oder er verkauft ein "Sch".
VW steigt bei Karmann ein! Wird jetzt alles gut? Und schick obendrein?
Der erste Karmann-Ghia, also der "runde", nicht der mit Falzen und Sicken und albernen Doppelscheinwerfern, war Wollust in Blech auf Käferbasis. Als autobegeisterter Sohn eines Ingenieurs sah ich ihn lange als veritable Alternative zu Maritta aus der 2 b. Nur ganz wenige halbwegs erschwingliche Autos taugen zu ästhetischen Klassikern; der emsländische Italiener aus Osnabrück rangiert irgendwo zwischen Loewys Colaflasche und dem "Braun Schneewittchensarg". Das ist über 50 Jahre her, und selbst wenn die neue VW-Tochter endlich so ein Teil wieder raushaut, sind die arbeitslosen Altkarmänner nicht getröstet, klar. Immerhin freut sich im Hintergrund MP Christian Wulff, den VW-Konzern via Staatsbeteiligung zum Aufbau des fünften Standorts in Niedersachsen gewinnen zu können. Andere Firmen gaben ihren drögen Serienkrempel gern zu Karmann zum Veredeln. Nun also die CDU ihre Wirtschaftspolitik. Klappt doch.
Ein neuer Wettskandal erschüttert die Fußballwelt. Hätten Sie darauf gewettet?
Na ja, irgendjemand hat nen Zwanziger auf den DFB gesetzt, das hätte man wissen können. Der behandelte das Thema so beiläufig, dass man als "Hoyzer war ein Einzelfall"-Gutgläubiger wohl drei Schritte im Abseits stand die ganze Zeit. Hier im Ruhrgebiet schießen Wettbuden aus dem Boden wie Königspilse. Immobilien, die ihre Kindheit als Videoverleih, Nagelstudio, Muckibude verbrachten, firmieren in Zockerstudios um. Hartz rein, pleite raus, das ist der undiskutierte Skandal hinterm Skandal.
Uli Hoeneß tritt als Manager des FC Bayern ab. Was geben Sie ihm mit auf den Heimweg?
Ich fand ihn toll in "Um Himmels willen", und sein Bruder Elmar bei Hertha … äh nee. Also die Wepper-Brüder sind meine Lieblings-CSU-Vorsitzenden, während Wurstfabrikant Seehofer, hm, noch mal. Dass die Bayerische Staatspartei und der FCB, "die CSU mit Stutzen", zeitgleich abrauchen - hat was Melodiöses. Das gemeinsame Führungsmodell beider Organisationen bleibt das Hoeneßsche: "Demokratie ist, wenn wir die Mehrheit haben." Hoeneß hat tolle Erfolge gesammelt und eine Reihe hoffnungsvoller Spieler ruiniert, er war die treibendste Kraft hinter der Spaltung des Fußballs in Volkssport und Geschäftemacher. Dem weitgehenden Ersatz des Sportjournalismus durch höfisches Bücken galt sein besonderes Engagement. Seine ganze Schläue drückt sich auch darin aus, als Nachfolger einen Dortmunder ausgesucht zu haben. Nerlinger ist 1973 hier geboren - wir helfen doch gern.
Und wie gehts eigentlich den Borussen?
Trainer, Punkte … Dortmund und Mainz sind alt genug, alles zu teilen. Und ist es für die Bayern nicht demütigender, in der Tabelle hinter Mainz zu stehen? Man muss auch jönne könne.
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