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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Kommentar von

Obama startet die finale Offensive, die SPD krabbelt zum Anti-Kriegs-Kurs und Ferrari entschlackt die Straßen.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Wir Dortmunder können so toll wählen - wir sollen noch mal. Kommunalwahl soll wiederholt werden.

Was wird besser in dieser?

Das www als Ursprung und logistische Basis des sensationell erfolgreichen "No Berlusconi Day" wird ein Modell werden. Bin für Virschläge offen.

In Afghanistan setzt der aktuelle Friedensnobelpreisträger auf eine Großoffensive. Frage an den Strategen in Ihnen: Wird das was?

Die Amerikaner wissen, dass die "Taliban" militärisch nicht zu schlagen sind. Schließlich haben sie sie erfunden, damals, um die Besatzungsmacht Sowjetunion in Afghanistan zu destabilisieren. Obama möchte 2012 widergewählt werden, sein Wahlvolk bekommt also 2011 mit dem Beginn des Abzugs das ersehnte Friedenssignal. Und für Karsai und sein Regime ist die Nachspielzeit angepfiffen: Jetzt kracht es noch mal richtig, und ab da bist Du allein und ohne großen Mentor. Obamas "finale Offensive" erinnert an das schlimmdeutsche Wort vom "Siegfrieden" , mit dem die Pickelhauben in den ersten Weltkrieg stürzten. Die wollten auch Weihnachten zu Hause sein.

Verteidigungsminister Guttenberg räumt nun doch ein, der Luftschlag von Kundus sei "militärisch nicht angemessen" gewesen. Ändert das etwas?

Der nächste Fehler geht auf Guttenbergs Deckel. Den hier nimmt der bürgerliche Jung mit in die karge Austragstube. Steigerung wäre, Guttenberg schickte die Feldjäger zu SPD und Grünen, mit Weckappell und "Antreten zum Opponieren !" Alles müssen Herr Baron selber machen. Die SPD krabbelt langsam und unter allerhand Inkonsequenzen Steinmeiers zurück zum Anti-Kriegs-Kurs. Die Grünen müssen sich von Mensch und Mythos Fischer und seiner Ernstguerilla lossagen, um wieder Friedenspolitik machen zu können. Und so kam es zu Franz-Josef Jung als Lucky Luke des Scheiterns - der Mann der schneller zurücktritt als sein Schatten. Oder als die Opposition es fordert.

In Berlin und Hamburg attackieren "Vermummte" Büros und Fahrzeuge von BKA, Polizei und Zoll. Was soll das?

Nichts, ausweislich kriminalpolizeilicher Erkenntnisse bisher haben die einzelnen Straftaten keinen direkten Zusammenhang. Zum Angriff auf die Hamburger Polizeiwache bekennt sich eine Gruppe "Koukoulofori", griechisch "die Kapuzenträger". Das bezieht sich auf den Tod eines Jungen in Athen vor einem Jahr. Immerhin belegt der Anlass, dass der zum Finanzministerium verurteilte Schäuble würdig vertreten wird: Die Länderinnenminister wissen auch nicht mehr als die Kripo, verheißen jedoch schon mal einen "Gesetzentwurf gegen wachsende Zahl von Übergriffen". Ich erwarte Kernsätze wie "Sonst alle ohne Internet ins Bett" und "wer Zivilisten angreifen will, kann doch zum Bund gehen".

In Brandenburg steckt Rot-Rot in der Stasi-Bredouille. Hat Platzek gepatzt?

Soll er vorher Springer kaufen, damit die Presse ihn dufte findet? Ich finde Nazi-Bredouille, bei allen Kalamitäten des Vergleiches, schlimmer, und 20 Jahre nach Nazi war ein Altnazi CDU-Bundeskanzler. Heute isses eine FDJ-Sekretärin, und den Generalbass, dass man unbeschwert jeder Verbrecherbande angehört haben kann, wenn man nur hinterher der CDU beitritt, kann ich nicht mehr hören. Ich rechne das auch uns Journalisten als Makel an, in der Debatte um diesen Teil des Zusammenwachsens regelmäßig ungefähr noch Peter Hintze intellektuell zu tunneln.

Der Bundestag hat das Wachstumsbeschleunigungsgesetz durchgewinkt. Wessen Wachstum genau beschleunigt sich denn jetzt?

Alle reden über mehr Kindergeld und Mwst-Vorteile für CSU-Gasthöfe. Nun zum Kleingedruckten: "Bei Verlustabzugsbeschränkungen im Zuge des Mantelkaufs wird die zeitliche Befristung zur Verlustnutzung bei Anteilsübertragungen aufgehoben sowie der Abzug von Verlusten bei Umstrukturierungen innerhalb verbundener Unternehmen zugelassen werden". Man hätte auch schreiben können : Kaufst-Du-pleite-Firma-zahlst-Du-keine-Steuern, aber das wäre vermutlich doch aufgefallen.

Die Länderchefs drohen, im Bundesrat die geplanten Steuersenkungen zu blockieren. Sollten wir Daumen drücken?

Ein Teil der Vergünstigungen für Familien mit Kindern stammen noch aus rotschwarzer Zeit. Das wäre sacht genial von schwarzgelb, sich die von den eigenen MPs wegschießen zu lassen.

Kopenhagen, Klimawandel: Jetzt baut selbst Ferrari ein verhältnismäßig sparsames Auto. Luxus-Unfug oder Zeichen des Umdenkens?

Ferrari war immer sparsam, weil die Dinger die halbe Zeit rumstehen. Und für die Kohle könnte man zehn normale Autos kaufen, das entschlackt die Straßen erheblich.

Ihr Kommentar zur WM-Auslosung:

Ihr größter Vorteil ist die standrechtliche Festlegung Günther Netzers, in dieser Gruppe sei das Erreichen der nächsten Runde für die Deutsche Elf Pflicht. Haaach! Ballack-Bashing! Lamento mit Löw! Der Scheitel der Unbarmherzigkeit in jeder Halbzeitpause! Ich freu mich drauf.

Und die Borussia?

Vier Dinger im Stiefel nach dem Besuch des Nürnberger Christkindls - versöhnlich.

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2 Kommentare

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  • KU
    kleiner unflat

    DANKE immerwieder interessante Perspektive mit Humor !

    "Was du im Ernst sagen willst sage mit einem Lächeln !" (asiat. Sprichwort) l.g.

  • S
    simon

    "...und sein Regime ist die Nachspielzeit angepfiffen: Jetzt kracht es noch mal richtig, und ab da bist Du allein und ohne großen Mentor. Obamas "finale Offensive" erinnert an das schlimmdeutsche Wort vom "Siegfrieden" , mit dem die Pickelhauben in den ersten Weltkrieg stürzten. Die wollten auch Weihnachten zu Hause sein."

     

    ...alle Propagandaaktionen werden nichts nützen, wo diese Rhetorik von Politikern nach dem 1. Weltkrieg hinführte, weiß man ja...

    "Siegfrieden" könnte aus "Neusprach" 1984 stammen. Es sollte bloß Protest auf die Straße gebracht werden (bringen), aber es fassen sich wohl alle nur an Kopf weiterhin...