Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Über Bill Gates, Rot-Grün, Angela Merkel, die Taliban, Aserbaidschan und Achsachmalschnell. Die Woche mit Friedrich Küppersbusch.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Bayern und Schalke im Supercup.

Was wird besser in dieser?

Sie müssen für immer drinnebleiben!

Nach fast acht Jahren liegt Rot-Grün laut Umfragewerten wieder vor Schwarz-Gelb. Beginnt jetzt Merkels Abschied der kleinen Schritte?

Wenn sie es weitere elf Jahre hintrippelt, holt sie Kohl ein. Das große Zurücktreten und die sensationelle Implosion des schwarz-gelben Traumes unterhält uns jetzt schon fast ein Jahr. Diese Regierung hat die Idee, der Wirtschaft eine Krise mit Steuergeld abzukaufen, von der großen Koalition geerbt. Und sonst hat sie nichts gemacht. Vorschlag zur Güte: Nachdem sich die SPD mit Unternehmerpolitik ruiniert hat, müssten Union und FDP den Sozialstaat neu und klug sichern. Dabei zerreißt es die CDU, und alle sind quitt.

40 US-Milliardäre haben angekündigt, die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Sind Karl Albrecht, Friede Springer und Josef Ackermann eitel genug, um nachzuziehen?

Seitdem sich jeder Moskauer Erdgaszuhälter einen englischen Erstligaclub leisten kann, muss Distinktionsgewinn anders buchstabiert werden: "Was nützt mir noch ne Segeljacht - wenn ich für Kleingeld in Bukina Faso als Heiliger verehrt werden kann?" Wer schon alles zum Spielen hat, möchte halt noch heilig werden. Mag sein, dass man wie Vanderbilt, Rockefeller, Hilton klingen möchte, wenn man Gates oder Buffet heißt. Wer spendet, muss keine Steuern zahlen und erzwingt sich so das Recht, selbst zu bestimmen, was mit der Kohle passiert. Das ist das Gegenteil eines Sozialstaates - was die USA auch nie waren. Gestern noch Rassentrennung und vielleicht, mag sein, bald ein bisschen Krankenversicherung. Das ist ein anderes Universum. In Deutschland gibt es hochwirksame Stiftungen, wie Bosch, Bertelsmann, die steuergünstig massiv Einfluss auf die Geschicke des Landes nehmen und die Spender adeln. Wenn Superreiche zu viel spenden, stimmt etwas mit dem Steuersystem nicht. Die hiesige Initiative von Bestverdienern, den Spitzensteuersatz zu erhöhen, ist mir sympathischer. Dafür ein schmeichelndes Lob den Initiatoren Dings, Achsachmalschnell und Weißnicht.

Das US-Verteidigungsministerium hat Wikileaks aufgefordert, alle 91.000 Militärdokumente "zurückzugeben". Wie naiv ist so was?

Ich suche schon meinen Datenradiergummi. Ich störe ungern, aber: Cui bono? Wem nützt die Veröffentlichung, die allseits gelesen wird als "Wir brauchen in Afghanistan mehr Waffen, müssen mehr machen … und die doofen Deutschen sollen endlich ihren Pazifismus knicken". Reicht da gegebenenfalls ein Telefonat mit der CIA, um rauszukriegen, wer da längst umgekehrt Wikileaks für US-Zwecke benutzt ? Als Falke im Pentagon wäre ich hübsch stolz, den Coup genau so gespielt zu haben.

Unverheiratete Väter dürfen künftig ihr Sorgerecht einklagen - gemeint sind damit vor allem die, die bisher keinen Unterhalt bezahlen. Gerecht?

Ich fand es bizarr, aus dem Kreißsaal kommend, den OP-Mundschutz noch in der Hosentasche, von einem Amtsonkel beim Jugendamt brüsk dahin gehend aufgeklärt zu werden, er sei der Oberbestimmer über das Neugeborene und ich solle doch mal beweisen, was ich damit zu tun hätte. Das vorhandene Recht atmete einen eklen Hauch aus Marienverehrung und faschistoidem Mutterkult. Man kam hier gut zurecht, wenn man fest an die unbefleckte Empfängnis glaubte. Das Urteil anerkennt die Realität millionenfach gelingender Elternschaften. Und stärkt den Anspruch des Kindes auf beide Eltern. Die Chance, keinen Unterhalt zu zahlen und sich ebenso drecksfreiermäßig zu verhalten wie heute viele Väter, haben Mütter erst, wenn die Kinder beim Vater sind.

Das Time-Magazin titelte mit einem jungen afghanischen Mädchen, dessen Gesicht von einem Taliban verstümmelt wurde. Darf man damit Politik gegen den Abzug machen?

Beide Seiten benutzen die Frau als Codierung ihrer offenbar diesbezüglich sehr ähnlichen Vorstellungen. Jedenfalls hat die Taliban Post ins Gesicht geschnitten, und Amerika liest.

Und was machen die Borussen?

Suchen Qarabag Agdam auf der Landkarte, 3.450 Kilometer östlich, und finden stattdessen Baku, wo sie ihr Rückspiel in der Europa League haben werden. Agdam selbst ist von armenischen Truppen besetzt, seitdem spielt der Club in der Hauptstadt Aserbaidschans. Tageslosung von Präsident Rauball: "Eine machbare Aufgabe. Wir müssen sie nur lösen."

Fragen: ALM

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.