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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Jede Gesellschaft hat ihren Guttenberg, Gipfeltainment in Durban, und die USA sind bald ein Entwicklungsland.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: In Äthiopien heißt "Ras" ursprünglich "Kopf". Über einige Umwege findet sich dieser Herrschertitel übrigens in den Rastafaris Jamaikas - den Anhängern eines schwarzen Herrschers - wieder, und also in der dortigen Rastalocken-Haarmode.

Was wird besser in dieser?

Wäre Ras nicht viel schöner als Wladimir, Herr Putin?

Josef Ackermann bekommt erst eine Briefbombe zugeschickt, dann haut man ihm auch noch die Lobbykratie-Medaille für irreführende, undemokratische Lobbyarbeit um die Ohren. Hat der Mann das verdient?

Keine Häme. Nur der Hinweis: Ohne Bekennerschreiben hätte man es sicherlich für "Kriminalität im Finanzimbissbudenmilieu" gehalten, wie bei den Nazi-Morden auch.

Bild: taz
Im Interview: FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH

ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Auf dem EU-Gipfel scheiterte ein gemeinsamer Pakt aller 27 EU-Mitgliedsstaaten für mehr Haushaltsdisziplin an Großbritannien. Warum lässt man denen das durchgehen?

Cameron hat nach dem Scheitern eine Stunde mit seinem Außenminister beraten. Mal davon ab, dass Westerwelle vermutlich eher Merkel bei Twitter folgt - die Briten scheinen sich verzockt zu haben mit eben diesem "Europa wagt es nicht ohne uns". Sie wussten erst mal nicht, was sie sagen sollten. Never mind: Wir hatten Rettungsschirm, noch n Rettungsschirm, Schuldenschnitt, Hebel, nun Schuldenbremse und Sanktionen. Wenn völlig überraschend wieder kein Wunder geschieht, kommt die nächste Runde und die Briten können wieder einsteigen. Die Bankster wollen Merkels Trumpf sehen - Eurobonds -, und sie hat immer noch eine Kreuz 7 im Ärmel.

In Durban gipfelt man auch eine ganze Weile zum Thema Weltklima vor sich hin. Am Ende waren alle schlecht drauf. Sind wir jetzt alle verloren?

Nee, ich finde es großes Gipfeltainment: Normal tremolieren die Minister irgendwelche vorher ausgekungelten Formeln im Vollplayback und dann gehts pünktlich zum Abschlussessen. Hier fiel der Ehrentreffer in der Nachspielzeit: "eine für alle gültige Regelung mit Rechtskraft". Ab 2020 sollen Indien, China, selbst das stets sperrige Entwicklungsland USA mittun. Die Abwesenheit von Merkel, Putin, Obama schreibt mit Kohlenstoff "Its the economy, stupid!" in den Himmel. Die Nachricht "wenn das Geld wackelt, ist Umwelt nicht so wichtig", kennen die Schwellenländer eh schon. Umgekehrt scheinen Kompromisse möglich, wenn man die Wichtigheimer geschickt ablenkt. Auch gut.

Der Sexprozess gegen Berlusconi geht heute in die nächste Runde. Es werden Zeugenaussagen erwartet. Kann man den armen Mann nicht einfach mal in Ruhe alt werden lassen?

Es sind vier Verfahren, um illegale Prostitution, Steuerhinterziehung bei seinem Medienkonzern, Korruptionsfälle und den Verrat von Amtsgeheimnissen. Da fehlt in der Tat noch ein Verfahren gegen sein aktuelles Schlageralbum und Sicherheitsverwahrung für Leute, denen bei Seitenwind das kunstvoll zusammengetackerte Gesicht runterfällt. Wer unter euch ohne Guttenberg ist, der werfe den ersten Stein.

Auf RTL suchen Bauern Frauen, auf Sat.1 müssen sich dicke Leute schwer verliebt geben. Wie viel Mitleid mit Randgruppen kann man uns abverlangen?

Der Stau auf der Gegenfahrbahn ist meist genauso lang wie auf der mit dem Unfall. Die Kunst ist, im Stau ordentlich Haarshampoo und Flachbildschirme zu verkaufen, wo eh mal alle dumm rumstehen. Sicher gibt es auch Leute, die sich künftig besser anschnallen oder entscheiden, das Auto mal stehen zu lassen. Das hat aber mit der Ökonomie solcher Sendungen wenig zu tun.

Die Innenminister wollen die Voraussetzungen für ein neues NPD-Verbotsverfahren beim Bundesverfassungsgericht schaffen. Wie sehen die Erfolgsaussichten aus?

Keine Ahnung. Für die Abschaltung von V-Leuten spricht inzwischen, dass man nicht mehr sortenrein erkennen kann, ob da der Staat die NPD oder die NPD den Staat infiltriert. Deshalb werden die Nachweise, wie weit die NPD an der Nazi-Gewalt beteiligt ist, immer etwas irrlichternd bleiben. Und es wird nach einem Verbot ausreichend Deppen geben, die Sarrazin auf den Titel wuchten, so wie es vor und neben der NPD Naziparteien gab (SRP, DRP). Nach allen sattsam bekannten Argumenten: Diese Gesellschaft lehnt Rechtsradikalismus ab, und wer dazu eine Handreichung braucht, soll sie bekommen.

Und was machen die Borussen?

Es hat so gezogen im Westfalenstadion, dass ich nach einer Halbzeit den Hals nicht mehr nach links drehen konnte. Also ist es wohl beim 2:1 gegen Marseille geblieben.

FRAGEN: AKL

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