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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Wer, wenn nicht Schirrmacher hat es verdient, im Buch grausam zu sterben? Ein Ritterschlag für Chefredakteure. Und: Was rauchen die da eigentlich in Karlsruhe? Respekt!

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Kein Splitting für Schwule und Lesben.

Was wird besser in dieser?

Wenn Schwule und Lesben das Splitting doch durchsetzen, wird die steuerliche Diskriminierung von Familien ohne Ehe endgültig unhaltbar.

Aus einer Umfrage geht hervor, dass Deutschland von Türken immer seltener als Zuhause empfunden wird. Was ist falsch gelaufen?

Das Wetter. 39 % wollen seinetwegen in die Türkei – das sehen viele nichttürkische Deutsche genauso. Vergleichsweise schmale 10 % „kommen in Deutschland und mit den Deutschen nicht zurecht“. Da wären Vergleichswerte von ehemaligen DDR-Bürgern interessant. Zwischen der letzten und dieser Umfrage lagen die Sarrazin-Medienkampagne und die Enthüllung der Zwickauer Mordserie. Wäre also der „Heimat“-Wert unverändert, müsste man sich mehr wundern.

taz
Friedrich Küppersbusch

ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Die selbstbewusste Antwort: „Ich möchte unbedingt und ohne Abstriche zur deutschen Gesellschaft dazugehören“, bejahten damals 59 %, nun: 75 %. Man kann die Umfrage also zu Recht unter exakt entgegengesetzten Überschriften publizieren: „Immer mehr Türkischstämmige wollen hier heimisch werden!“ So hatte das Institut die Ergebnisse auch losgeschickt. Vielleicht mal eine Umfrage zum Umgang mit Umfragen unter Journalisten machen.

Einsätze der Bundeswehr gegen Terrorangriffe im deutschen Luftraum sind künftig zulässig, sagt das Bundesverfassungsgericht. Wird Deutschlands Sicherheit jetzt auch an der Elbe verteidigt?

Bayern und Hessen wollten ein Urteil erzwingen, wonach ein nach dem Beispiel 9/11 gekaperter Jet abgeschossen werden dürfe. Exakt dies verbietet das Verfassungsgericht auch weiterhin, wie auch ausdrücklich Kampfeinsätze gegen Bürger. Andererseits lässt es eine fahrig-ätherische Lücke, wonach allein das Bundeskabinett zuständig sei, ein Losballern zu befehlen. Kurz: Falls die Bundesregierung in einem geklauten Jet rumfliegt, darf sie beschließen, abgeschossen zu werden. Was rauchen die da eigentlich in Karlsruhe? Respekt!

Schafft es Assange nach Ecuador?

Es ist ein unwürdiges Spiel, Assange beim Kompaktieren mit Ächtern der Pressefreiheit zugucken zu müssen; ein Held, der sich einem Vergewaltigungsvorwurf nicht stellt. Andererseits hat Schweden alles unterlassen, ihm die mindeste Sicherheit zu gewähren: keine Auslieferung an die USA. Warum reist die schwedische Staatsanwältin nicht nach London, um ihn dort zu verhören?

In Iowa gingen Michelle und Barack Obama einmal mehr mit einer Kuss-Einlage auf Stimmenfang. Sollten mehr Politiker öffentlich knutschen?

Weiß nicht … wenn die merken, wie schön das sein kann, werden sie dann noch den ganzen Tag mit öder Politik verbringen wollen?

Friede Springer hat Mathias Döpfner Aktien im Wert von mehr als 70 Millionen Euro geschenkt, um ihn enger an das Unternehmen zu binden. Was würden Sie machen: bleiben oder sich absetzen?

Mir den Vertrag genau angucken. Und das Aktienrecht: Was ist geregelt für den Fall, dass der Aktionär das Unternehmen verlässt? Mitarbeiterbeteiligung macht Sinn, wenn die Beteiligten auch Mitarbeiter bleiben. Der Eigentümer freut sich, wenn’s Unternehmen wächst – der Shareholder, wenn tüchtig rationalisiert und gefeuert wird.

Athen will jetzt die schwächsten Beamten ausfiltern. Wär das auch was für die Deutschen?

Wenn Deutschland, ebenfalls analog zu Griechenland, 8 Millionen Beamte hätte: sie wüssten es zu verhindern. Was das Problem beschreibt.

SZ-Feuilletonchef Steinfeld lässt FAZ-Herausgeber Schirrmacher grausam sterben. Hat Schirrmacher das verdient?

Wer, wenn nicht er? Viele neidische Chefredakteure ordern bereits Krimis, erotische Manifeste oder wenigstens Kochbücher, in denen sie unter fadenscheinigen Aliasnamen keinen hoch- oder alles runterkriegen. Eine Riesenchance für joblose Doktorarbeiter.

Das Urteil gegen Pussy Riot ist gefällt. Was hat Madonna als Nächstes vor?

Kann Amnesty nicht einen Künstleraustausch makeln? Wer hier schon vor der Bild einknickt und ihre scheinheilige Kampagne mitmacht – „Ihre Meinung zu Bild, Marius Müller-Westernhagen?“ –, der wird auch mit Putin klarkommen.

Und was machen die Borussen?

„BVB-Familientag“ vorm Stadion, so was wie 4. Advent.

FRAGEN: OPI, WALD

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
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1 Kommentar

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  • A
    anke

    Gute Idee, Herr Küppersbusch: Starten Sie doch mal eine Umfrage unter ehemaligen DDR-Bürgern. Ich persönlich habe ja manchmal so meine Schwierigkeiten mit Deutschland und den Deutschen. Vor allem dann, wenn sie Fragen stellen wie die, ob ich "unbedingt und ohne Abstriche" zur deutschen Gesellschaft dazugehören möchte. "Nein, um Himmels Willen!", möchte ich dann jedesmal brüllen. Schließlich hat es ja schon so einige deutsche Gesellschaften gegeben. Die wenigsten davon waren nach meinem Geschmack. Gut, dass recht viele türkischstämmige Mitmenschen dank bundesbürgerlicher Integrationsbemühung das deutsche Schulsystem eher unbeschadet durchlaufen. Ich möchte wirklich nicht wissen, wie die Umfrage ausgegangen, vor allem aber wie sie interpretiert worden wäre von den LeiDmedien, hätten die 75% Ja-Sager im Geschichtsunterricht aufgepasst und anschließend womöglich gar angefangen, selber zu denken.