daumenkino: Die Willigen

„The Core“

Herzschrittmacher versagen ihren Dienst, Tauben verlieren die Orientierung, und das Wetter macht, was es will. Das Militär vermutet das Werk sittlich verrohter Terroristen, doch die Wissenschaft kann beruhigen: Dieses Mal spielt die Erde verrückt. Genauer gesagt hat der äußere Erdkern aufgehört, sich um den inneren Erdkern zu drehen, was den unschönen Nebeneffekt hat, dass binnen weniger Monate wohl alles Leben auf der Erde stirbt. Weil damit ein Zeitfenster gegeben ist, das klein genug zu sein scheint, um für die in Actionfilmen notwendige Dramatik zu sorgen, wäre es von Vorteil gewesen, das Zeitfenster auch mit dramatischer Action zu füllen. Stattdessen erzählt „The Core“ von der länglichen Reise tapferer Weltenretter, die sich in ihrer Weltrettungsmission in einen U-Boot-ähnlichen Riesenvibrator zwängen, der sie dank einer völlig neuartigen Power-Vibrations-Technik geschwind zum Erdmittelpunkt vibriert. Dort sollen sie dann mit der geschickten Sprengung einiger Atombomben dem erlahmten Erdkern wieder auf die Sprünge helfen.

Natürlich lauern bei solch einer Reise unglaubliche Gefahren: Einmal fällt jemandem schweres Gerät auf den Fuß, ein anderes Mal verfährt man sich in einem Kristallfeld, ständig hat man es mit Lava zu tun, von der es im Erdinneren reichlich gibt. Hinterher sind fast alle tot, und damit das niemanden überrascht, sterben sie exakt in der Reihenfolge, in der man es erwartet. Damit es nicht bewegt, berührt oder unterhält, hat man die Figuren bewusst schematisch gezeichnet, was wiederum das Geld für die Drehbuchentwicklung einsparte. Ebenfalls lässt die Tatsache, dass die Mission statt ins All ins Erdinnere führt, keinen entscheidenden Richtungswechsel im Action-Kino vermuten. Vielmehr scheint es, als hätte sich Regisseur Jon Amiel herausgefordert gefühlt, mit „The Core“ den dümmsten Aufguss eines ohnehin unsagbar dummen Filmes abzuliefern – die Rede ist von „Armageddon“.

Doch in „Armageddon“ musste der Held sein Leben für die Weltrettung geben, in „The Core“ werden erst Ausländer und Farbige geopfert, sodass der aufdringlich unorthodoxe Wissenschaftler Dr. Josh Keyes (Aaron Eckhart) und die tollkühne Terranautin Major Rebecca Childs (Hilary Swank) nach getaner Arbeit eine weitere Koalition der Willigen gründen können.

Als Major Childs mag Hilary Swank vielleicht die Welt gerettet haben, doch einen Gefallen tat sie sich mit diesem Unfug nicht. HARALD PETERS

„The Core – Der innere Kern“. Regie:Jon Amiel. Mit: Hilary Swank, AaronEckhart u. a., USA 2003, 135 Min.