Die Wahrheit: Der Pfannkuchen aus dem Wald

Die Kanada-Woche der Wahrheit: Alles über den Werdegang des großen Justin Trudeau, des schneidigen Premierministers.

Justin Trudeau.

100 Prozent Kanadier: Premier Justin Trudeau Foto: reuters

Jeder hat seine eigenen Vorurteile über Kanadier: Offen seien sie, oftmals aus Holz und ideal geeignet für schnelle Fließgewässer, heißt es. Allein, es stimmt: Justin Trudeau, Kanadas Oberhaupt, ist offen, gleichsam aber auch hölzern. Immerhin bereitet es keinerlei Mühe, sich Justin Trudeau in einem reißenden Fließgewässer vorzustellen, was auch immer er darin zu suchen hätte.

An Justin Trudeau, in den siebziger Jahren aufgewachsen in einem Tannwäldchen nahe Ottawa, erinnern sich die Waldältesten heute noch mit Freude. Als an einen stillen Jungen, der seine Kindheitstage damit verbracht habe, Pfannkuchen zu backen und Gendarm zu spielen. Stets alleine, denn Räuber gab es in Kanada damals noch nicht, folglich hatten Kinder keinen Begriff eines solchen. Woher auch? Die Kriminalität wurde erst mit der späten Globalisierung Ende der ­nuller Jahre in Kanada eingeführt und gilt bis heute als problematischster Wirtschaftszweig des Landes, der sinnlos vor sich hindümpelt.

Die weitere Kindheit Trudeaus verlief kanadisch spannungsarm, einmal, heißt es, habe er einen Elch gesehen, der sich mit seinem Geweih in einem Zaun verfangen habe, sich dann aber selbstständig wieder daraus habe lösen können, also noch einmal mit dem Schrecken davongekommen sei. Nachts, im Traum, so erzählte Trudeau es mal im Interview mit dem kanadischen Magazin Our Magazine, suche ihn die Szene bisweilen noch heim, danach wache er schweißgebadet auf und backe sich ein paar Pfannkuchen.

Am Beaver College Ontario City mehrten sich die Eindrücke: Trudeau bekam ein Transistorradio geschenkt und hörte zum ersten Mal Radio Kanada. So tauchte er ein in die Welt der kanadischen Popmusik und kam zum Entschluss, das Land müsse sich dringend dem Rest der Welt öffnen.

Nach seinem Abschluss in Literatur- und Fichtenkunde ließ sich Trudeau deshalb zur Wahl des Premierministers aufstellen. Die Leute mochten ihn und sein bübchenhaftes Pfannkuchengesicht gern sehen, und die Wahl gegen einen gegen seinen Willen aufgestellten tauben Holzfäller aus Québec gewann er mühelos, da er die Stichfrage zu Avril Lavignes erstem ­Albumtitel in Windeseile und wie aus einem bis dato in Kanada unbekannten Handfeuergerät geschossen beantworten konnte: „Let go.“

Ein Premierminister war geboren. Doch das Glück konnte nicht ewig währen: Justin Trudeaus schwierige Wiederwahl einige Jahre darauf sorgte für harsche Kritik, da er Stimmen von Grizzlybären und teils noch minderjährigen Belugawalen hatte mitzählen lassen. Privat, so heißt es, plane Trudeau nun erst einmal eine private Verschnaufpause ein, um auf dem Lake ­Louise in Alberta mit dem Boot zu paddeln und der Stille des kanadischen Nichts zu lauschen. Es sei ihm gegönnt.

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