Die Wahrheit: Unsere geliebten Trierer
Frankfurt am Main hat so feine Wasserhäuschen, und eben diese kultivierten Stätten des Trunks werden derzeit von einer Horde Wildtrinker erobert.
I hr Anführer heißt Benedikt Martini. Exakt so heißt der Mann, der verdächtig dünn ist, sich regelmäßig rasiert und einer „Beschäftigung“, wie er sagt, „im Designstrukturgewerbe“ nachgeht, allerdings nur dann, wenn er nicht vor unserer geliebten lieblichen Trinkhalle an der bukolischen Frankenallee in Frankfurt herumsteht, recht schief an den Verkaufstresen gepflockt, oder mit einer exorbitanten Beharrlichkeit bloß sitzt, auf einem hochkant aufs gepeinigte Trottoir gestellten leeren Bier- oder Spezikasten.
Benedikt Martini heißt der Mann, der Chef einer aus dem Mosel- und speziell dem Trierer Raum vor einiger Zeit nach Frankfurt entsandten Truppe von etwa vier bis neun sogenannten Personen, deren einziges Trachten darin besteht, unser herrliches und jahrelang ausnehmend friedliches und freundliches Frankfurt kaputtzumachen und schließlich total zu zerstören.
Martinis offenbar engster Vertrauter ist ein tückisch akkurat gekleideter Mann, der unser gutes Frankfurter Bankengewerbe mit lästerlichen Reden und regelrechten Suaden in den Schmutz zu ziehen sucht und dabei wie nebensächlich an einer Heineken-Flasche saugt, um im nächsten Augenblick ein hypokritisch humanes Lächeln aufzusetzen, wie man es von den besten Weltdiktatoren kennt. Auch dieser Mann spricht dieses ganz und gar gefährliche Trierisch, eine moselfränkische Mundart, die im Deutschen Dialektwörterbuch auf der Seite 666 beschrieben wird.
Unser allzu nachsichtiger Trinkhallenwart Samy hat aufgegeben, hat kapituliert vor der Macht und der Übermacht der Trierer Invasoren, denn neuerdings schleppen Martini und Co. mit der allerperfidesten Absicht zudem ungenau junge Damengestalten heran an unsere einst schöne, gesegnete Trinkhalle, deren Niedergang nicht mehr aufzuhalten sein wird, nunmehr bereits seit einem Jahr nämlich ächzt die einstige Idylle unter der Bedrängnis und unter den Qualen, die ihr diese Trierer Banditen und Intellektualschurken mit vollstem Fleiß durchs ununterbrochene Herumgammeln und Redenhalten zufügen.
Die Situation ist wirklich sehr beängstigend. Die Biervorräte werden knapp, denn der Durst der Zentralgruppentrierer, zu denen opak wechselnde, samt und sonders aus dem fürchterlichen Moselmilieu stammende Teilzeit- und Ergänzungsfiguren gehören, ist der nachdrücklichste und ungehörigste. Auch die allgemeinen Sitten verfallen.
Kaltnadelradierungsgenau zeichnet sich ab, was uns hier in Frankfurt blüht: Erst muss unsere kleine Trinkhalle bitterlich dran glauben, dann wird der gesamten reichsfreien Stadt der letzte Hieb versetzt und der grausamste Garaus gemacht, von diesen dämonischen, uns vom niederträchtigen, bösen Weltgeist zugestellten Trierer Hinterhaltmenschen und Usurpatoren, von den „Schwaben Frankfurts“, wie sie Christian Jöricke, gebürtig ausgerechnet in Trier, nennt.
Sage niemand, ich hätte nicht die Stimme erhoben.
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