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Die WahrheitOma Oermels Krautkantine

Kolumne
von Joachim Schulz

Das geheimnisvollste Lokal der Welt kennt genau zwei Kategorien von Gästen. Aber wehe, man verstößt dort gegen die Etikette …

M ein Herz hämmerte gegen das Brustbein, als wolle es endlich mal hinaus aus seinem engen Käfig, und ich blinzelte vom Bett aus durchs Fenster in das Licht des werdenden Tages. Ich seufzte erleichtert und erinnerte mich: Die ganze Stadt hatte von einem neuen Restaurant geschwärmt, das „Oma Oermels Krautkantine“ hieß.

„Diese Kartoffelpuffer, diese Rouladen!“, schnurrten die Leute verzückt: „Einfach göttlich, wie früher daheim, es . . .“ Dann brachen sie, von Erinnerungen überwältigt, in Tränen aus, und angeblich kam es gar nicht selten vor, dass Oma Oermels Gäste während des Essens kleine Kartoffelschiffchen begleitet von „Tuut!-Geräuschen durch die Bratensoße kreuzen ließen oder zum Nachtisch einen Schnuller verlangten.

Der Laden hatte in dem alten Buspavillon vor dem Botanischen Garten aufgemacht, der seit Langem wegen Baufälligkeit gesperrt und eigentlich viel zu klein für ein Restaurant war. Als ich aber hineinging, öffnete sich drinnen ein riesiger Speisesaal mit einer breiten Fensterfront und einer endlosen Reihe von voll besetzten Tischen.

„Oermelant?“, fragte ein Kellner, und ich nickte, ohne zu wissen, was das bedeutete. Er führte mich quer durch den Saal zu einer dunklen Ecke unter einer Treppenschräge, in der ein winziger Tisch mit einem Plastikschemelchen stand. Der Kellner drückte mich auf den Hocker hinunter. „Normal oder Schmatzofatzo?“, fragte er. „Äh . . .?“, ähte ich, doch er nickte nur und sagte: „Also Schmatzofatzo“, und verschwand.

Ich blickte mich um. Auf einer Schiefertafel stand: „Schmatzofatzo! Frika mit Kartoffelpü und Erbsen in Mehlschwapp“. Ich fand Mehlschwapp nicht besonders schmatzofatzo, aber schon brachte der Kellner mir meinen Teller. Es roch in der Tat wie in Mamas Küche, ich fühlte mich weich und milde, und als der Kellner fragte: „Ist’s recht?“, nickte ich glücklich. Da aber betrachtete ich das Gericht genauer, und schlagartig floss aller Glückseligkeitskleister von mir ab.

„Aber das Essen“, stotterte ich, „ist ja gestrickt!“ – „Waas?!“, kreischte der Kellner empört. „Es ist aus Wolle!“, rief ich. „Waas?!“, schrien die anderen Gäste. „Aus Lego, es ist aus Legosteinen!“, krächzte ich, denn das Essen hatte sich verwandelt, und dann sprang ich auf und rannte los.

Der Kellner verfolgte mich. „Haltet ihn, macht ihn fertig!“, rief eine alte Dame, die jetzt auf seinen Schultern saß und mit einer Suppenkelle herumfuchtelte: „Er ist ein Anti-Oermel!“

Ein Zischen und Buhen erhob sich an den Tischen, Legofrikadellen flogen mir an den Kopf, man kratzte und trat mich, Messer blitzten und – dann wachte ich mit hämmerndem Herzen auf, blinzelte in das Licht des werdenden Tages und seufzte erleichtert. „Was für ein bescheuerter Traum“, schnaufte ich und schlurfte ins Bad. Aus dem Spiegel jedoch blickte mir ein zerkratztes, von Beulen und blauen Flecken übersätes Gesicht entgegen, und draußen vor meiner Wohnungstür hörte ich ziemlich viele Menschen rumoren, deren aufgebrachtes Krakeelen nichts Gutes versprach.

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1 Kommentar

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  • Jetzt versteh ich - woher das kommt - wa!

     

    "Leck er mich am Oermel!"

    Hätt ich dscha im Traum nich an dach!

    Nur Aermel falsch geschrieben - odrn

    Hörfehler - wg Wolle an Lego?!

    Who knows? Aber - Oma Lecker - kerr!