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Die WahrheitArnulf Baring - Fast eine Hommage

Grundlose Wutanfälle, distanzlose persönliche Pöbeleien, Monologe von monströser, fast dadaesker Sinnlosigkeit - so kennt die deutsche Öffentlichkeit Arnulf Baring.

Grundlose Wutanfälle, distanzlose persönliche Pöbeleien, Monologe von monströser, fast dadaesker Sinnlosigkeit und das einzigartige mimische Kunststück, das durch Jahrzehnte der Fernsehpräsenz abgenutzte und verlederte Gesicht bei Redebeiträgen seiner Gesprächspartner angewidert zur Faust zu ballen - so kennt und liebt die deutsche Öffentlichkeit den ebenso greisen wie enthemmten Historiker Arnulf Baring.

So konnte man in der vergangenen Woche mal wieder bewundern, wie es Baring gelang, eine Fernsehsendung - die Polittalkshow "Münchner Runde" des Bayerischen Rundfunks zum Thema Rechtsterrorismus - zu sprengen.

Zunächst betonte er mehrmals, dass er den Rechtsradikalismus im Gegensatz zum Linksradikalismus für ein überbewertetes Problem halte, um den Zuschauern dann einen Blick in sein großzügig möbliertes mentales Paralleluniversum zu gewähren: "Die Nazis waren ja nicht rechts, die Nazis waren ne Linkspartei!"

Leicht verwirrt fragte die Moderatorin Ursula Heller nach, warum er denn den rechten Terror für weniger gefährlich halte als den linken. Da flippte Baring ohne Anlauf komplett aus und schrie mit Kieksstimme: "Die sind beide gefährlich. Ich lehne Ihre Unterstellungen ab. Wenn Sie so mit mir reden, werden Sie mich nie wiedersehen in ihrer Sendung. Was fällt Ihnen eigentlich ein!"

Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung zischte: "Sie wollten doch heute nicht schreien, Herr Baring", und Heller setzte nach: "Sie haben uns aber auch im Vorgespräch gesagt, der Linksextremismus sei sehr viel gefährlicher."

Trotzig bellte Baring: "Der ist auch viel gefährlicher!" Frau Heller antwortet fatalistisch: "Das ist doch das, was ich eben gesagt habe!", und ihrem Gesicht konnte man ansehen, dass sie dachte: Mannmannmann, was mache ich hier eigentlich?

Im weiteren Verlauf der Sendung schlug Baring mehrmals cholerisch mit der Hand auf den Tisch und schnauzte Prantl an: "Wenn Sie mir nicht zuhören, kann ich mit Ihnen nicht reden!", worauf Prantl antwortete: "Dann müssen sie halt aufhören, Herr Baring, wenn Sie nicht reden wollen."

Baring aber redete weiter und warf der bewundernswert ruhigen Moderatorin kurz darauf ein patziges, kleinkindhaftes "Ihre Erregtheit geht mir auf den Keks!" an den Kopf.

Wobei man von Baring auch schon Schmissigeres gehört hat. Als er zum Beispiel Jutta Ditfurth mal vor Fernsehkameras anbrüllte: "Sie waren immer ein verlogener Mensch!" Oder als er behauptete, Hans-Christian Ströbele habe am 9. November 1989 eine Baringsche Podiumsdikussion als "Führer eines Rollkommandos" gestört.

Am treffendsten analysierte Arnulf Baring seinen Redestil selbst, als er im Jahr 2006 auf die Frage des Focus, ob er den Holocaust tatsächlich mit einem Zugunglück verglichen habe, zunächst sagte, das sei "glatt gelogen", aber auf die Nachfrage, was er denn stattdessen gesagt habe, sinnierte: "Es ist schwer zu rekonstruieren, weil ich ja frei geredet habe, was ich immer tue." Ja, darin scheint der Zauber zu liegen.

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11 Kommentare

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  • G
    Gedankenverbrecher

    Nach dem Lesen dieses "geistreichen" Artikels frage ich mich, welche Drogen der Schreiber konsumiert.

    Auch ich sah die Sendung life und muß BARING in Schutz nehmen. Abgesehen vom unsäglichen Thema des vom Verfassungsschutz erfundenen und geförderten Rechtsterrors in der BRD ging die Diskussion in die völlig falsche Richtung.

    Davon waren nicht nur Hr.Baring im Studio, sondern auch viele Zuschauer am Bildschirm genervt.

    Mit politisch korrekter Unterwürfigkeit, die die TAZ stets demonstriert, macht sie sich in dieser stürmischen Zeit nur noch überflüssig.

  • O
    ontied

    Arnulf Baring ist Gott sei Dank einer der wenigen, der sich traut, gegen diese zur Zeit übliche intellektuelle linkslastige Medien-Beeinflussung vorzugehen. Er hat ein grosses Wissen und Lebenserfahrung. Er sagt, was er denkt und reagiert emotional, viel besser als diese jedes Wort abwägenden Bedenkenträger.

    Leider rutscht die Münchner Runde mit Gottlieb und Heller immer mehr nach links ab. Frau Heller war in der Sendung sehr aufgeregt, hatte es nicht im Griff.

    Offenbar hatte sie Mühe, die ihr gegebenen Anweisungen zu erfüllen.

  • H
    HRMLN

    Ich würde viel lieber auf Baring UND Prantl ihr Gschmarr verzichten. Der Herr Bosbach kam leicht raus aus dieser Angelegenheit, auch weil ihm Frau Heller ständig ins Wort fiel, anstatt zuzuhören, um nachfragen zu können, wenn der Verfassungsschutz schon Summen in Millionenhöhe für die Bespitzelung der rechten Szene durch V-Leute ausgibt, 30mal mehr als für die Überwachung der linken, wo bleiben Resultate dieser Observations-Investitionen, außer zunehmender Faschoevents in -leidgeprüften ländlichen Pleite-Gemeinden barbezahlt abgekauften- ehem. Vereinslokalitäten, jetzt Versammlungsheimen?

  • FB
    Frank Baumann

    @marker und Thomas Krobath:

     

    Na, auf welcher Rechtspopulisten-Homepage stand denn da wieder der Link mit der Aufforderung es dem Autor ordentlich zu geben?

    Ist schon lustig, wie empfindlich die Leute sind, die sich immer über die angebliche political correctness und die "Diskussions-Tabus" aufregen. Merkt ihr das nicht? Baring quakelt ja auch immer, dieses und jenes dürfe man nicht sagen - aber er sagt es doch dauernd. Das ist doch reine rechte Propaganda!

  • M
    Marker

    Wenn man den "Kommentar" liest fühlt man sich an ein beleidigtes kleines Kind erinnert, dass auch Trotz etwas tut.

     

    Mal davon abgesehen, dass der Text schlecht ist, weder inhaltliche Tiefe hat noch den Ansprüchen einer deutschen Tageszeitung (egal welcher politischen Ausrichtung) genügen sollte, ist es einfach nur peinlich und lächerlich zu lesen, wie dümmlich und naiv die TAZ versucht den ehem. Sozi Baring in die "rechte" Ecke zu stellen und zu diskreditieren.

     

    Damit fühle ich mich in meiner Ansicht bestätigt, dass Baring einer der letzten guten, aufrechten und sehenswerten Personen im dt. TV ist.

  • TK
    Thomas Krobath

    Mit Verlaub lieber Autor, Sie sind ein Arschloch. Baring wurde als erster angebrüllt ein wichtiges Ziel dieser Sendung war es, ihn (und seinesgleichen) als "geistigen Brandstifter" für die Taten dieser zwei Irren darzustellen.

     

    Hätte ein solches Unterfangen erfolg, würde das seinen gesellschaftlichen Tod in Deutschland bedeuten. Ist das ein Grund aufgeregt zu sein? Ich vermute schon.

     

    Baring mag dünnhäutig gewesen sein, aber dafür gab es gute Gründe. Sehr vernünftig waren auch seine Äußerungen. Er sprach vom Ende der Demokratie, der Meinungsfreiheit, der Unfähigkeit die Probleme des Landes auch nur anzusprechen und wie man jetzt diese beiden Irren dazu benutzt, diesen Stand der Dinge auch in Zukunft fortzuschreiben.

     

    Ich wiederhole es, im Wissen, dass es nicht veröffentlicht wird. Sie sind ein Arschloch und vermutlich wissen sie das selbst und lachen sich dabei teuflisch, bei jedem Lügenwort, einen ab.

  • T
    Thomas

    Man sollte nicht vergessen, dass die "Krawallnudel" Baring zum "Botschafter-Team" der ISNM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) gehört, einem wirkungsstarken Lobbyverein. Dessen Vertreter finden sich oft bei den Talkrunden wie Anne Will etc. wieder und bereiten hier den Boden für ihre Ziele vor, natürlich gerne "als unabhängige Experten".

     

    Infos zur ISNM:

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=28

     

    Oder kurz angerissen hier:

    http://www.fr-online.de/politik/versteckter-lobbyismus-bluem-kritisiert--initiative-neue-soziale-marktwirtschaft-,1472596,3448622.html.

  • A
    Amir

    Alle wissen es, trotzdem wird der Mensch ständig geladen. Kalkulierter Krawall zur Quotensteigerung. Manchmal sagt er ja sogar noch was brauchbares, widerspricht sich dann aber leider oft in der nächsten Bemerkung oder wahlweise eben in der nächsten Sendung.

  • HB
    Hans Brauchle

    Ich hatte das "Vergnügen" diesen Giftzwerg in dieser Sendung zu erleben. Allein schon das gelangweilte Gesicht von Baring hätte gereicht um ihn zu bitten, diese Runde doch zu verlassen.

     

    Man kann nur hoffen, dass man in Zukunft von Hernn Baring in solchen Gesprächsrunden verschont bleibt.

  • H
    harrytho

    Die Wahrheit ist die Wahrheit ist die Wahrheit

  • A
    A.Nullph

    Zweierlei Maß: Bei Reich-Ranicki gilt das senile Gekeife als "Kult"...