Die Wahrheit: Schicke Chinesinnenschuhe
Die todschicken Schuhe sind vegan friendly und komplett aus manmade materials. Was Schuster können, können eben nur Friseure.
S ch-sch-schick f-f-f-friert n-n-nicht. Bibber. Und immerhin sind die todschicken Schuhe dafür vegan friendly und insofern komplett aus manmade materials, was einem die Illusion gibt, dass ein "Im Keller ist es duster, da wohnt ein armer Schuster"-Schuhmacher mit sympathisch zerfurchtem Handwerkergesicht dort unten in seiner altmodischen Werkstatt saß und lange manmade an den Kitten Heels meiner Plastikpumps herumgehauen hat. Was Schuster können, können eben nur Friseure, oder wie das heißt.
Nicht so genau Bescheid darüber weiß jedenfalls meine neue Freundin Vivien Chen, die irgendwo in China tags wie nachts an ihrem Computer sitzt und mir Briefe schreibt: "My dear Jenni hope all is well. We have Chinese Newyear, but after I will look for you shoes … Dear Jenni, hope you are good. The shoe is not in stock in size 9.5. Is size 9 okay? … Dear Jenni, did you get message? Hope you are well. Maybe size 9 ok or you feet too big?" - "Dear Vivien", schreibe ich, "I am very well. Yes, feet very big. I need size 9.5. Actually Ill have to cut my toes already for size 9.5, ruckeldigu. But you said on your website that size 9.5 is the biggest. So, 9.5 or dancing barefoot." - "Dear Jenni", antwortet meine kleine Freundin. "You are man or woman? Hope all is well."
Jetzt hab ich aber langsam meine lange Europäernase voll. "You may have tulip foot, Vivien. I not. I have beautiful big feet. Sincerely, Jenni. All well."
Blöde Schnepfe mit ihren Minimauken. Wahrscheinlich fällt sie um, wenn man sie anpustet, wegen der fehlenden Bodenhaftung. Und wahrscheinlich trägt sie selbst Stiefelchen aus Goldfischleder. Oder, noch schlimmer, aus Nemoleder. Ein Stiefel pro Clownsfisch. Aber die soll nur mal nach Europa fliegen. Damit kommt sie nicht durch den Zoll. Ha! Außerdem ist das schlechthinnig transvestitenfeindlich.
Das Wort "schlechthinnig" gibt es übrigens tatsächlich, auch wenn kein Rechtschreibprogramm es mehr kennt. Ich habe es neulich in einer Zeitung entdeckt, in einem Artikel über die "Flechte des Jahres 2012". Dabei handelt es sich um die "Echte Lungenflechte", die an Bäumen sitzt und ein Bioindikator für ein intaktes Ökosystem ist.
Sie hat laut Internet "grubige Dellen" und ist an der Unterseite "filzig-zart behaart", und ich bin nicht sicher, ob da nicht jemand mit der Wikipedia das alte Lexikonspiel gespielt hat: Man sucht sich einen Begriff, den keiner kennt, jeder schreibt eine möglichst abstruse Erklärung dazu auf, und wer sich die irrste ausgedacht hat, gewinnt.
Zur "Echten Lungenflechte" würde auch sehr gut passen: "Durch massiven Alkaloidabusus evoziertes Teerpulmosymptom" oder "Nicht-entzündliche Dermatose in lepidopteraler Form, die meist an der Haarwurzel des Kopfes auftritt".
Oder noch besser: "Von dem indigenen Volk der Waldnenzen im Südosten Sibiriens verwandte Hochzeitsfrisur, bei der Rentierschwanzhaare nach Odangoart in die Zopfschnecken der Braut eingearbeitet werden." Und schon hätte ich das Spiel wieder mal leichthändig und schlechthinnig gewonnen.
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