Die Wahrheit: Gewährt Welpenschutz!
Wird das hohe Gut, welches junge Hunde vor dem Tod rettete, auch die junge Piratenpartei schützen können?
![](https://taz.de/picture/215788/14/120501_wahrheit_puppy.jpg)
Die entsetzte Pressemeute heulte auf, als sie erfuhr, dass eine Performance-Künstlerin in einem Spandauer Theater zwei Hundewelpen mit Kabelbindern zu Tode strangulieren wollte. Glücklicherweise fiel das Berliner Verwaltungsgericht der Frau juristisch in den Arm und rettete so die jungen Hunde. Die Aktion sollte darauf hinweisen, dass ausgediente Schlittenhunde in Alaska und leistungsschwache Jagdhunde in Spanien genauso mit Kabelbindern zu Tode gebracht würden.
Früher wurde bei ausgedienten Schlittenhunden nicht lange vor Gericht nachgefragt, was man mit ihnen tun könne. Der hochgeachtete Roald Amundsen plante seine Schlittenhunde auf seiner Südpolexpedition als lebenden Proviant ein. Sein skrupulöser Konkurrent Scott weigerte sich dagegen, seine Schlittenhunde töten zu lassen und scheiterte tragisch.
Warum leistungsschwache Jagdhunde in Spanien neuerdings ebenfalls wie moderne Schlittenhunde in Alaska mit Kabelbindern stranguliert werden, ist eine unbeantwortete Frage, verweist aber sicherlich auf die globale Ausbreitung der Baumärkte.
Die Presse atmete nach dem Hundeschutzurteil auf und gewährte der unterlegenen Künstlerin Schutz, indem sie ihren Namen großmütig verschwieg. Dafür wurde fröhlich gekalauert: „Hundewelpentöten ist keine Kunst“ (N24 und Sat.1).
„Keine Bange, noch gilt der Welpenschutz“
Ein hohes Gut hatte vor Gericht die unschuldigen Hunde gerettet, der sogenannte Welpenschutz nämlich. Kann dieser auch auf die junge Piratenpartei angewandt werden, und wenn ja, warum? Ohne lange darüber nachzudenken, stellte sich die Presse wie ein Rudel schützend vor die jungen Piraten: „Keine Bange, noch gilt der Welpenschutz“ (Spiegel). Ähnlich formulierten Tagesspiegel, Welt, taz und Stern. Nur der Freitag stellte kalt fest: „Die Piratenpartei genießt keinen Welpenschutz mehr.“ Das hatte die Bild bereits vorausgesehen: „Die Piraten wissen, dass der Welpenschutz irgendwann ausläuft.“
Aber wissen das die Piraten wirklich und wissen sie überhaupt, was Welpenschutz ist? Zwar fordert Pirat Carsten Knorr: „Kein Sex mit Wirbeltieren“, und lässt dabei die Weichtiere im sauren Regen stehen, aber ist richtiger Welpenschutz überhaupt bei den Piraten vorgesehen? Müssen bei ihnen ausgediente Schlittenhunde und leistungsschwache Jagdhunde nicht über die Planke? Schon unter Hundefreunden ist ja durchaus umstritten, ob Welpenschutz unter Hunden überhaupt Konsens ist.
Denn der junge Hund, der sich einem älteren gegenüber auf Welpenschutz verlässt, kann ganz schnell ein toter Welpe sein. Erstens gilt ein Welpe offiziell nur 14 Wochen als Welpe und kann danach keinesfalls mehr auf Welpenschutz pochen. Die Welpenforscher Zimen und Trumler geben den Jungspunden sogar nur 12 Welpenwochen.
Und zweitens ist der Welpe selbst vor seiner eigenen Mutter nicht sicher, die bisweilen den eigenen Hundesohn tötet oder verhungern lässt. Schön ist das nicht, aber „ein Hunderudel ist kein Ponyhof“ (Apothekenrundschau)! Wenn sich schon die leibliche Mutter so inhuman verhält, so sollte sich der Welpe erst recht vor Fremdhunden hüten.
Der Welpenkindergarten
Was tun? Richtiges Verhalten lernt der Junghund laut Hundeseite.de beispielsweise im Welpenkindergarten. Gilt das auch für den jungen Piraten und müsste man für ihn nicht besser den Begriff Bordhundwelpe verwenden? Auch der Seehund käme als Namensgeber infrage, dessen Jungtiere seltsamerweise auch Welpen heißen, obwohl sie noch nicht einmal ein Bein heben können.
Die bekanntesten Seehunde sind ohnehin die Heuler. So heißen die verlassenen Jungtiere, die auf der Sandbank liegen und heulen. Das kann unseren Piraten durchaus auch passieren, wenn sie sich zu sehr auf den Welpenschutz verlassen!
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