Die Wahrheit: Animalisches Image

Prominente und ihre Haustiere sind seit Menschengedenken ein dankbares Thema für die „Yellow Press“ und damit natürlich auch für uns.

Truthahn „Ingo“ ist seit vielen Jahren der Lieblingsgesangspartner von Fernseh-Urgestein Karl Dall. Bild: reuters

Er ist abstoßend hässlich, klitzeklein und hüpft gerne quiekend vor Kindern auf und ab. Die Rede ist hier nicht von Justin Bieber (19), sondern von seinem Kapuzineraffen Mally, der kurz vor Ostern von einem pflichtbewussten Zollbeamten am Münchner Flughafen aus dem Verkehr gezogen und ins Tierheim gesteckt wurde. Justin Bieber war daraufhin so aufgewühlt, dass er sein Berliner Konzert erst mit mehrstündiger Verspätung beginnen konnte. Insidern zufolge soll er verzweifelt versucht haben, Mally auf dessen Smartphone zu erreichen, das dem Äffchen im Tierheim aber abgenommen worden war.

Prominente und ihre Haustiere sind seit Menschengedenken ein dankbares Thema für die „Yellow Press“ und damit natürlich auch für uns. Man denke nur an den unvergessenen Michael Jackson (54) und dessen Schimpansen Bubbles. Sie gingen gemeinsam auf Tour, teilten sich Tisch und Bett und besuchten sogar die Toilette Hand in Hand. Doch als Michael Jacksons Kinder größer wurden, verstieß „Jacko“ im Jahr 2005 seinen einst geliebten Affen. Seitdem fristet Bubbles sein Dasein mit 16 Orang-Utans und 31 weiteren Schimpansen in einem Heim für alternde Showtiere und widmet sich vor allem seiner Malerei.

Die ganze Welt weinte bittere Tränen, als Max, das hässliche Hausschwein von George Clooney (51), vor einigen Jahren an Altersschwäche dahinschied. Der Schauspieler wurde daraufhin depressiv, ließ sich einen Bart wachsen und hört sich in seinen Filmen seitdem ein bisschen so an, als würde er grunzen. Auch Paris Hilton (32) und die Beckhams (75) legten sich vor einiger Zeit drollige Ferkel zu. Als das Miniatur-Hängebauchschwein des blonden It-Girls jedoch nicht mehr ins Handtäschchen passte, schlachtete Frau Hilton das Tierchen vor laufender Kamera und verfütterte die Überreste an Obdachlose.

Medienwirksame Aktionen wie diese wären in einem aufgeklärten Land wie Deutschland vollkommen undenkbar. „So etwas würde ich, wenn überhaupt, nur ganz heimlich machen“, sagt Uschi Glas (39). Die Münchner Volksschauspielerin züchtet seit vielen Jahren erfolgreich Kopfläuse, macht daraus aber kein großes Aufhebens. „Die possierlichen Tierchen leben mit mir in meiner Villa in Grünwald und ich würde sie niemals abgeben.“ Einige davon hat sie so erfolgreich dressiert, dass sie vielleicht sogar bei der nächsten Circus-Krone-Weihnachtsgala auftreten dürfen.

„Für Kopfläuse hätte ich gar keinen passenden Käfig“, sagt Schauspielkollege Heiner Lauterbach (59). Auf ein Haustier wollte der sympathische Beau freilich dennoch nicht verzichten, weshalb er sich vor Jahren auf dem Schwarzmarkt eine süße Riesenassel namens Katja zulegte. „Die Bathynomus giganteus, wie sie von uns Fachleuten genannt wird, eignet sich auch prima als Babysitter für meine Silberfischchen“, erzählt der medienscheue Mime. „Katja darf frei in der Wohnung herumlaufen und manchmal nehme ich sie sogar an die Leine und gehe mit ihr im Park spazieren.“

Leicht zu erkennen an seinem kobaltblau angelaufenem Gesicht mit blutroten Hautlappen, die ihm über Schnabel und Augen hängen, ist nicht nur Fernseh-Urgestein Karl Dall (72), sondern auch sein treuer Truthahn „Ingo“, der seit vielen Jahren in einer fensterlosen Besenkammer des berühmten Komikers ein artgerechtes Dasein fristet. „Manchmal singen Ingo und ich gemeinsam alte Lieder“, freut sich Dall. „Wenn ich mal einen Texthänger habe, pickt er mir ins Ohr, dann fällt mir sofort alles wieder ein.“ Es sind Geschichten wie diese, die uns berühren, die nachdenklich stimmen, die das Herz ergreifen oder die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Geschichten wie jene der RTL-Fachkraft Frauke Ludowig (49), die sich seit Jahren aufopfernd und selbstlos um elternlose Kätzchen aus dem Kölner Tierheim kümmert. „Frauke saß ja selbst lange bei uns im Tierheim, bis eine Kollegin sie schließlich bei sich aufgenommen hat“, erzählt eine Tierpflegerin. „Dass aber eine Frau Katzenjunge wie ihre eigenen annimmt und dann sogar noch Milch bekommt, das haben wir auch noch nie erlebt“.

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