Die Wahrheit: Hirn aus Tofu
Auch nach Jahrhunderten anatomischer Forschung birgt der menschliche Körper so manches Geheimnis - und seltsame Zutaten.
Der menschliche Körper besteht vorwiegend aus Haut, Knorpeln, Schweinefleisch und kalziumhaltigen Stahlträgern, die das Skelett des Skeletts bilden. In seiner Gesamtheit ist das Skelett ein gelenkiger Stützapparat aus Knochenmehl, Gummimark, Wandscheiben und anderen Armaturen.
Es wird von Muskeln überwuchert, die es bald hierhin und bald dorthin zerren: Der Deltamuskel etwa reißt den Arm in die Höhe. Unsachgemäß eingesetzt, entzündet er sich oder führt zum Dritten Reich. Der Ringmuskel des Mundes wiederum ist für viele ansprechende Oraltechniken zuständig, während der M. depressor angeli merkulis die Mundwinkel bloß nach unten zieht. Der vierköpfige Schenkelstrecker schließlich macht prinzipiell jeden Unsinn mit und sorgt obendrein für Lustgewinn im Genitalbereich.
Der menschliche Körper besteht zudem noch aus zahlreichen Flüssigkeiten wie Urin, Lymphsoße und Blutkonserven. Die Leber dient hierbei zur Entgiftung der zirkulierenden Brühe, die dauernd von schädlichen Stoffen wie frisch gepresstem Orangensaft, Gomera-Bananen oder grünem Tee angegriffen wird. Krebserregendes Vitamin C wird hierbei an die Leberwände geklebt, später als kompakte Würfel über das Blut an die Nieren weitergeleitet und bei jedem Harngang an Hauswände gespült, dass es nur so klackert.
Zentrales Steuerorgan all dieser Vorgänge ist das Gehirn, ein handballgroßes Stück Tofu mit zahlreichen Windungen und Verknotungen. In ihm fließt eine Suppe aus Gedanken, Einkaufszetteln und Terminen, die durch Zugabe einer Flasche Rotwein gasförmig gemacht werden kann. Die Gase durchlaufen hierbei unterschiedliche Areale: Wenn man zum Beispiel mit dem Kopf irgendwo gegen läuft, ist der Frontallappen leicht anhand seines melodischen Brummens zu lokalisieren. Seine dauerhafte Schädigung unterbindet effektiv unnützes Denken.
Evolution nicht abgeschlossen
Das motorische Rindenfeld wiederum sieht seine Aufgabe in komplizierten Bewegungen wie Zigarettendrehen, Alkohol verschütten oder einfach nur im Umfallen, wobei es Impulse totaler Entspannung an die Muskeln sendet. Mit dem primären Hörzentrum schließlich kann man Töne sehen, während sich mit dem Sehzentrum Noten entziffern lassen.
Geschlechtsspezifische Hirnunterschiede gibt es nicht, lediglich das Sprachzentrum nimmt bei Frauen ein größeres Volumen ein als der erbsengroße Wurmfortsatz des Mannes. Dieses Zentrum wiederum sendet Informationen an den Kaumuskel, der neben Worten und ganzen Sätzen sogar altbackenes Brot und Erdnüsse verarbeiten kann. Der durchgekaute Matsch aus Mehl und Sprache gelangt dann durch eine Fallröhre in den Magen und später als geknetete Endmasse in den Darm. Die dort geformten Würste werden entweder ausgeschieden oder als Nahrung ans Gehirn weitergeleitet.
Man muss kein Wissenschaftler sein, um diese ganzen Vorgänge als ein wahres Wunder zu betrachten. Allerdings ist jene hochkomplexe Struktur auch anfällig für Krankheiten jeder Art, etwa für Bauchnabelakne, Fußeiter oder Ohrmuschelkrebs. Dies gilt als sicheres Zeichen dafür, dass die Evolution des Menschen längst noch nicht abgeschlossen ist.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!