Die Vorschau: Meinhofs Wahl
■ In der Reihe „Stückemarkt“ stellt das Junge Theater aktuelle Dramatik vor
So ein Theater begnügt sich nicht bloß mit dem allabendlichen Bühnenschauspiel. Nein, gleich mehrere Bremer Häuser haben sich einen Bildungs- und Informationsauftrag auferlegt. Was dem Stadttheater seine Matinéen vor der Premiere sind, ist dem Jungen Theater folglich der „Stückemarkt“, der ein theater heute- oder ein Theater der Zeit-Abo geradezu ersetzen kann.
Schon seit Oktober präsentiert das Ensemble mit dem Faible für zeitgenössische Dramatik in lockerer Folge neue Theaterstücke und stellt sie zur Diskussion. Meistens handelt es sich um Vorlagen für geplante Inszenierungen, oder es werden weitere Werke von bereits durch Aufführungen bekannt gemachten AutorInnen gelesen. Eine davon ist Dea Loher, und eines ihrer Stücke heißt „Leviathan“.
Schon 1994 hat das Junge Theater das Stück „Tätowierung“ der als eine der wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahre geltenden Autorin inszeniert. Vordergründing ein Stück über sexuellen Mißbrauch, taucht das Drama mitten hinein in die Abgründe menschlicher Abhängigkeiten in einer Familie.
1993 – ein Jahr nach „Tätowierung“ – ist „Leviathan“ entstanden. Das noch im Entstehungsjahr in Hannover uraufgeführte Stück erzählt in kaum verhüllter Form die Geschichte von Ulrike Meinhof. In 16, zum Teil chorisch angelegten Szenen beleuchtet Loher die Argumente, die Ulrike Meinhof die Entscheidung fällen ließen, in den Untergrund zu gehen.
Das Stück wird am heutigen Dienstag in wechselnden Rollen von Ensemblemitgliedern des Jungen Theaters gelesen. Der Eintritt ist frei. ck
„Stückemarkt“ – mit Dea Lohers „Leviathan“, heute um 20.30 Uhr im Jungen Theater
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