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Die VorschauDie lustige „Queen of Klezmer“-Musik

■ Die quirlige Klarinettistin Irith Gabriely gastiert mit ihrer Band im KITO

Aus Darmstadt kommt das inzwischen seit zwölf Jahren zusammen spielende Ensemble Colalaila (auf deutsch: Die ganze Nacht) um die quirlige Israelin Irith Gabriely. Den Ehrentitel „Queen of Klezmer“ erwarb sich die Klarinettistin, als sie 1991 den 1. Solistenpreis des größten Klezmer-Festivals in Zefat, Israel, gewann.

Mit Klarinette, Fiedel, Akkordeon und Bass folgen Colaleila gekonnt einer weit gefassten Klezmer-Auffassung. Denn die in Haifa geborene Gabriely behauptet einfach, jede Musik sei Klezmer, wenn sie nur entsprechend gespielt würde. Klezmer sei „seit 5700 und etwa 58 Jahren“ Musik zur Unterhaltung, sie solle vor allem von Seele zu Seele sprechen, meinte sie bei ihrem Kito-Auftritt vor zwei Jahren. So standen seinerzeit neben „klassischen“ Klezmerweisen auch „Hava Nagila“, der Musical-Gassenhauer „Wenn ich einmal reich wär“ aus Anatevka oder eine klezmerisierte Version von Chick Coreas „La Fiesta“ auf dem Programm der Band.

Dabei besticht die „Queen of Klezmer“ Gabriely neben ihrem fulminanten Klarinettenspiel auch durch ihre humorvolle Publikumsansprache. Entsprechend agiert das Quartett temperamentvoll und äußerst unterhaltsam. Gabriely tanzt gerne auf der Bühne herum, bewegt sich durchs Publikum und leitet die Stücke mit kleinen Kostproben jüdischen Humors ein, erweist sich so als ausgesprochen publikumsnahe Entertainerin.

Vor allem aber ist sie eine ausgezeichnete Instrumentalistin, die über eine modulationsreiche Audruckspalette verfügt. Sie lässt ihre Klarinette in typischer Klezmer-Manier jauchzen, klagen, lachen und trillern. Dabei wird sie von ihren MitmusikerInnen Barbara Witzel an der Geige, Martin Wagner am Akkordeon und Hanns Malolepssy am Bass kongenial begleitet. Colalaila gelingt es recht beeindruckend, die hybride Emotionalität der Klezmer-Musik, dieses eigentümliche Schwanken zwischen verzweifelter Traurigkeit und ekstatischer Fröhlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Egal, ob es sich um Bearbeitungen traditioneller Stücke oder eine klezmerisierte Version von Beethovens „Sturmsonate“ handelt, die besondere Beseeltheit, die Klezmer auszeichnet, scheint in der Musik Colalailas trotz der sehr auf Unterhaltsamkeit ausgerichteten Präsentation immer durch. Arnaud

Am Sonntag um 20 Uhr im Kito

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