Die Vorschau: Bläsers Schillern
■ Der Trompeter Uli Beckerhoff spielt mit Band „La Voce“ im Schauspielhaus
Spätestens seit er auf der großen öffentlichen Silvesterfete mit seiner Trompete das neue Jahrtausend vom Balkon des Theaters am Goetheplatz aus begrüßte, ist Uli Beckerhoff unbestritten der Stadtbläser von Bremen. Da ist es nun nur konsequent (vielleicht war es ja auch „part of the deal“), dass der Local-Jazz-Hero jetzt in den heiligen Hallen des Theaters spielen darf. Im Schauspielhaus ist er mit seinem zur Zeit renommiertesten Projekt „La Voce“ zu hören.
Als er 1997 diese ungewöhnliche Formation zusammenstellte, wollte Beckerhoff möglichst weit weg von den Jazz-Konventionen und etwas für ihn völlig Neues machen. Er hatte vorher kaum mit Stimmen gearbeitet und brachte hier gleich drei VokalistInnen zusammen: Die brasilianische Sängerin Rosani Reis, die sich bis dahin nur mit der populären Musik ihrer Heimat beschäftigt hatte, den italienischen Popsänger Giacomo di Benedetto, der nach eigenen Angaben „vorher noch nie Jazz gemacht hatte“, und die britische Jazzvokalistin Norma Winstone.
Weil kein Schlagzeug mitspielt, hat die Band einen durchsichtigen, ganz eigenen Sound. Und weil jede einzelne Stimme hier so klar zu hören ist, arbeiten die MusikerInnen viel ungeschützter als gewohnt. Für den gemeinsamen rhythmischen Nenner sorgt der deutsche Bassist Hartmut Kracht, der „Jazzgesang eigentlich überhaupt nicht mag“, und Beckerhoff spielt die Trompete. Allerdings lässt er sie hier nicht als die alles beherrschende „Stimme des Herrn“ erklingen, sondern für ihn ungewöhnlich verhalten und singend – als eine von vier Einzelstimmen.
So farbig und eklektisch wie das Ensemble ist auch die Musik. Eine Samba klingt da so süffig und elegant wie Barmusik nach Mitternacht. Eine Ballade mit einem komplizierten, vierstimmigen Satz würde sich ideal als schwebend-wehmütige Filmmusik eignen, und bei einem beschwingten Tanz schnalzen, zischen und ploppen die Vokalisten so ausgelassen und rhythmisch wie lateinamerikanische Perkussionisten.
Eine sehr lebendige, bunt schillernde Musik ist Beckerhoff und seinen MusikerInnen da gelungen. Wilfried Hippen
Samstag, 20. Mai, um 20 Uhr im Schauspielhaus
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