Die Vorschau: Die Taktik der Verschleierung
■ EA 80 unterbrechen ihre Bastelei am Kultstatus und spielen im Wehrschloss
Die offizielle Homepage. Auf einem schwarzen Rechteck die Zeichen EA 80. Das ist alles. Passend zur selbst verschriebenen Versenkung, auch wenn sie nur eine halbe ist, verfolgen die Musiker aus Mönchengladbach eine konsequente Verschleierungstaktik. Mithin: echter Independent, immer noch. Nach zwanzig Jahren.
Eine Art von Verschwinden. Immer wieder aufzutauchen, gelegentlich. Eine Strategie, nach der sich die Promoabteilungen der Majors wohl alle zehn Finger lecken würden. So bastelt man einen Kultstatus (schreckliches Wort!). In diesem Falle aber nicht Lego, sondern tatsächlich Urgestein (noch schlimmer!!) deutschsprachiger Pop-, Verzeihung!: Punkmusik. Nicht musikalisch, gewiss, aber imagemäßig sind EA 80 das Negativ zu den Einstürzenden Neubauten.
Gegründet wurden die Bands ungefähr zur gleichen Zeit. Doch ist Mönchengladbach nicht Berlin. Die beiden Bands, das ist zweimal Mit-der-Zeit-Gehen. Aber anders. Die Neubauten: ständig Ende-Neu, Veränderung. EA 80: Tendenz gleichbleibend. Bewerten muss man das nicht. Jedenfalls haben beide stets volle Hallen zu verzeichnen. Und vermutlich – trotz aller Beschwerden, dass die Neubauten nicht mehr so echt seien wie früher usw. – überschneidet sich das Publikum in nicht unerheblichem Maße.
Aber zurück ins Internet. Schwarz ist die vorherrschende Farbe. Als Hintergrund der Konzertfotos. Und auf den Platten. Die tragen schöne Titel wie „Grüner Apfel“, oder, für die, die's weniger romantisch mögen: „Schweinegott“. In jedem Fall ist Punk hier – Authentizität hin oder her – nicht modisches Accessoire. Sondern, nun ja: Weltanschauung. Was sich zum Beispiel darin ausdrückt, dass die Musik von EA 80 weitaus melodiöser und ruhiger daherkommt als so manche Alternativescheibe von der Stange.
Aber auch für EA 80 gilt, dass Musik allein noch kein Phänomen ausmacht. Sie machen sich rar. Als hätten sie einst einen beziehungstechnischen Ratschlag miss- oder eben doch richtig verstanden. „Wo ist das, wir aus dem Ruhrgebiet wollen da auch hin“, mailte ein Fan. Neben den wenigen Auftritten steigert das Festhalten an Eigenproduktion und -vertrieb das Image ungemein. Das haben die vier von EA 80 zu Recht. Weniger langweilig kann Old-School-Punk kaum sein. „Die Musik weiß alles und will alles sagen“, heißt es auf „Grüner Apfel“. Ich schlage vor, wir hören uns das mal an. Tim Schomacker
Konzert: Freitag, 11. August, um 21 Uhr im Wehrschloss
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