Die Vorschau: Bluesiger Jazz mit Rocktouch
■ Das neue Trio „Nite Spot“ des Bremer Gitarristen Hanno Bonssdorf tritt am Sonntag im Studio Auf den Höfen auf
Die Geburt ist schon mal gelungen: Bei einigen Vorpremieren in der Provinz waren nicht nur die Musiker selber mit sich zufrieden, sondern das Publikum soll's auch erfreut haben. Nun ist also am Sonntag abend im Studio Auf den Höfen der offiziell erste Auftritt einer neuen Bremer Jazzformation. „Nite Spot“ hat der Gitarrist Hanno Bonssdorf sein klassisch instrumentiertes Trio benannt, und das klingt nicht nur schick, sondern ist wohl auch programmatisch gemeint, denn im „Spätprogramm“ muss man süffige, abwechslungsreiche und sinnliche Musik spielen. Bei allzu puristischen oder avantgardistischen Tönen schlafen oder zappen einem sonst die ZuhörerInnen weg.
Für Hanno Bonssdorf war es auch langsam an der Zeit für eine eigene Formation. Seit 1978 hat er als professioneller Musiker gearbeitet, spielte in der Bremer Band „Kaleidoskop“, mit solchen Größen wie Kevin Coyne, Louisiana Red oder seinem Freund Uli Beckerhoff und hatte nach eigener Aussage immer das Gefühl, er spiele „in einer Bluesband zu jazzig, einer Jazzband zu rockig und einer Rockband zu bluesig“.
Dieses Manko hat er nun in „Nite Spot“ in eine Stärke verwandelt, denn hier wird lustig durch die Genres und Stile gespielt: Von Jazzstandards wie (das bei dem Bandnamen unvermeintliche) „Round Midnight“ und Django Reinhardts „Nuages“ über Soul-Jazz und Latin-Rhythmen bis zu schräg verzerrten Gitarrensounds ist alles dabei. Bonssdorf bevorzugt dabei zwar eindeutig einen sauberen, lyrischen Sound à la John Abercrombie, aber er kann und will auch mal anders. Und seine jungen Mitspieler Ralf Jackowski am Schlagzeug und Micha Keding am akustischen Bass folgen ihm dabei nicht nur wendig in jede Stilvariation, sondern können auch die Freiräume für ihre Soli mit originellen und schönen Improvisationen füllen.
„Sie spielen so, dass ich beim Auftritt manchmal das Gefühl hatte, ich könne mich an die Theke setzen und ein Bier trinken. Sie würden es schon alleine schaffen!“, erklärt der von den Vorauftritten deutlich begeisterte Hanno Bonssdorf. Man darf also gespannt sein auf „Nite Spot“, die zwar zunächst nur am Sonntag im Studio Auf den Höfen auftreten, aber ansonsten planen, etwa einmal im Monat in Bremer Spielstätten wie den Weserterrassen oder chez Gerken aufzutreten. Wilfried Hippen
Hanno Bonssdorfs Nite Spot spielt am Sonntag um 20 Uhr im Studio Auf den Höfen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
