: Die Voraussetzung hieß Stefan Heym
■ Der Chef der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Manfred Müller , zu seiner Kandidatur auf der offenen Liste der PDS / "Es war leider nicht genügend Zeit, die Gewerkschaft ...
taz: Was hat Sie bewogen, für die PDS anzutreten?
Manfred Müller: Die offene Liste besteht ja überwiegend aus parteilosen Persönlichkeiten, deren Ziel es ist, eine von Parteibeschlüssen und Fraktionszwängen unabhängige Politik zu machen für diejenigen, die in den vergangenen vier Jahren seit der Wende ausgegrenzt worden sind. Dafür bietet Stefan Heym die beste Gewähr.
Halten Sie die PDS für eine demokratisch erneuerte Partei?
Als Westberliner fühle ich mich nicht ausreichend informiert, um mir da jetzt schon ein Urteil bilden zu können. Ich stelle aber immerhin fest: Im Gegensatz zu den Mitgliedern der früheren Blockparteien setzt sich die PDS mit ihrer Vergangenheit auseinander.
Vergangene Woche sind Sie mit großer Mehrheit in den Vorstand des DGB-Landesbezirks Berlin- Brandenburg gewählt worden. Hätten Sie nicht vorher Ihre Kandidatur für die PDS offenlegen müssen?
Die Kandidatur für den Bundestag hat mit der Wahl in den DGB-Vorstand nichts zu tun. Ich habe erst kurz vor der Landeskonferenz des DGB erfahren, daß Stefan Heym für die offene Liste zur Verfügung steht. Das war die Voraussetzung für mich, der PDS meine positive Entscheidung zu übermitteln. Es war leider nicht genügend Zeit, die Landeskonferenz und meine Gewerkschaft rechtzeitig zu informieren. Zumal der Termin für die Bundestagswahl ja sehr kurzfristig bekanntgegeben wurde und daher ein schnelles Handeln der PDS erforderlich gemacht hat.
Läßt sich die Arbeit für HBV und PDS vereinbaren?
Ich hoffe es, habe aber meine Zweifel hinsichtlich der zeitlichen Belastungen für beide Funktionen. Deshalb habe ich meinem Landesvorstand erklärt: Sowie diese beiden Aufgaben nicht mehr vereinbar sind, werde ich meine Ämter ruhen lassen, um mich für die Kandidatur auf der offenen Liste zu konzentrieren.
Haben Sie Bedenken, daß durch Ihre Person nun die HBV in eine Nähe zur PDS gebracht wird, die manche Mitglieder vielleicht nicht wollen?
Diese Gefahr besteht bei allen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Es regt sich niemand darüber auf, daß Repräsentanten der Gewerkschaft für die beiden Volksparteien SPD und CDU auf ihren Listen kandidieren. Einheitsgewerkschaft heißt für mich auch, daß keine Grenzen nach außen gezogen werden dürfen – mit Ausnahme gegenüber den Rechtsextremisten.
Die Neuwahl des HBV-Vorstands steht am 15. Oktober an, einen Tag später findet die Bundestagswahl statt. Kritische Stimmen in der HBV meinen, eine parallele Kandidatur schließe sich aus.
Dem kann ich nicht folgen. Das hieße ja, daß ich nicht für den Bundestag antreten kann, solange ich HBV-Vorsitzender bin. Mit der Vorbereitung der Landeskonferenz am 15. Oktober, die geplant wurde, als der Termin der Bundestagswahl noch nicht feststand, wird sich der Landesvorstand am 16. Februar befassen. Interview: Severin Weiland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen