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Archiv-Artikel

Die Ulysses-Kontroverse

Eine Ausgabe nur mit Ulysses – geht das? Die Leserschaft der taz ist gespalten

Marianne Bayer aus Gießen: „Danke für die sehr erhellende Ulysses-taz ich werde meinem Senioren-Literaturkreis endlich einmal aus Molly Blooms erotischem Einschlafmonolog vorlesen aber nicht zum Einschlafen sondern schön mit Betonung zu dem Zweck habe ich mit Kuli die Kommas eingesetzt und ich frage mich bloß warum hat Joyce das nicht gleich selber getan?“

Sofia Peters: „Ich weiß nicht, ob ich darüber weinen oder lachen soll. Die Ausgabe wandert jedenfalls ungelesen ins Altpapier (ich Banause). Bitte nicht noch mal so einen ‚Kulturkack‘!“

Susanne Eissele: „taz heute tut so gut! Schon allein die blaue Farbe lässt aufatmen.

Gert Hautsch aus Bad Homburg: „Ihr wollt wohl eure Abonnenten und Leser verarschen? Ich habe eine Tageszeitung abonniert, die mich über das aktuelle Geschehen informiert, und kein literarisches Gesülze. Macht so einen Mist nicht noch mal!

Uwe Bressem aus Berlin: Ein wahrlich herkulyssesischer Akt, diese Ausgabe! Gratuliere zu dieser Fleißarbeit.“

Michael Ostmeyer aus Holzgerlingen: „Eure heutige Ulysses-taz ist nicht nur eine Anmaßung, sie ist eine Unverschämtheit gegenüber wehrlosen Abonnenten.“

Beatrix von Lüpke: „5.50 Uhr. Kaffee. taz. Noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Söhnewecken. Mein gewohnter Erstflug über das Weltgeschehen. Irritation. Blättern. Ärger wg. Routinestörung. Wo sind die Tagesnachrichten. Editorial lesen. Und erst mal nicht mehr aufhören können. Wunderbar, für so was liebe ich euch und werde die (wirtschaftlich eigentlich erforderliche) schmerzliche Aufgabe der taz vergessen. Dank an euch.

Carsten Gips aus Berlin: „Was soll das eigentlich? Ich habe die taz als Tageszeitung bestellt, um täglich alle wichtigen Informationen kompakt präsentiert zu bekommen. Neben dem täglichen TOM ist die oft kritische Darstellung der Themen für mich der einzige Grund, statt einer normalen (und billigeren!) Zeitung die taz zu lesen. Und heute kriege ich für mein Geld nicht mal ’nen TOM. Nur diesen Bloomsday-Sonderausgaben-Quatsch. Sorry, aber noch so ein Erlebnis, und ich war die längste Zeit taz-Leser.“

Thomas Langner aus München: „Wenn ich morgens zum Briefkasten schlurfe, erwarte ich, dort eine Zeitung zu finden. Nichts anderes. Wenn ihr Literaturexperimente betreiben wollt, die höchstwahrscheinlich nur eine Minderheit der Leserschaft interessieren, macht dies als ergänzende Beilage, aber opfert nicht die Tagesausgabe.“

Chrischan Jürgens aus Bremen: „Toll. Ich habe heute mal wieder frische Brötchen zum Frühstück gehabt, nachdem ich eine Zeitung gekauft habe.“

Gerald Mueller aus Belfast: „Eine ganze Ausgabe für einen sinnlosen irischen Schriftsteller, der nichts erlebt, nichts zu sagen und der den größten Teil seines Lebens noch nicht mal in Irland verbracht hat. Erinnert ein wenig an Thomas Mann, einen sinnlosen deutschen Schriftsteller. Etwas für Schöngeister, die Lesen als Anstrengung und nicht als Vergnügen haben wollen – ein übrigens sehr deutsches Konzept. Warum wählt ihr nicht einen Schriftsteller, der was erlebt und was zu sagen hat? Frank O’Connor zum Beispiel? Oder Willi Heinrich? Ernest Hemingway? […] Aber bleibt ruhig mit Joyce beschäftigt; das lässt die wahre Literatur in den Büchereien und Buchläden für Leute wie mich übrig.“

Oliver Venzke aus Konstanz: „Eine schöne Idee. Bleibt so frech.“

Haben Sie noch Anmerkungen zur Ulysses-taz oder den Reaktionen? Dann: ulysses@taz.de