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■ Die USA bekämpfen ihre Drogenprobleme in fremden LändernEinfache Lösungen

Früher waren es Kommunisten und Befreiungsbewegungen, die den American Way of Life bedrohten, heute sind es die Drogen, um die die neuen Stellvertreterkriege Lateinamerikas geführt werden. Das Ergebnis ist ähnlich bizarr: Die US-Drogenbekämpfer wollen das in ihrer eigenen Gesellschaft erzeugte Drogenproblem dadurch bekämpfen, dass sie die Anbaugebiete in fremden Ländern vernichten – per biologischen Luftkrieg mit einem Pilz.

Einfache Lösungen bestimmen seit jeher die US-Drogenpolitik. Es ist verlockend einfach, Milliarden Dollar an Militärhilfe an lateinamerikanische Staaten zu überweisen und diese dann im Dschungel die Drecksarbeit machen zu lassen. Schließlich kommen über 80 Prozent der harten und weichen Drogen aus Lateinamerika. Dass diese Ländern nur das Angebot für die Nachfrage in den USA liefern – diesen schlichten marktwirtschaftlichen Zusammenhang wollen die Drogenkrieger im kapitalistischsten Land der Welt einfach nicht zur Kenntnis nehmen.

Die Finanzierung dieser Einsätze wird gleichzeitig immer teurer. Schätzungen gehen von 300 Milliarden Dollar in den letzten 15 Jahren aus. Oft lassen sich die lateinamerikanischen Staaten auf diese Weise den Kampf gegen die Guerilla mit finanzieren. Dass Kolumbien ein paar der von den USA gelieferten Hubschrauber nicht auch gegen die Rebellen oder gar gegen seine eigene Bevölkerung einsetzt, kann niemand in Washington ausschließen. Kokabauern sind meist einfache Campesinos, die um ihr Überleben kämpfen und nur aus diesen Gründen zum lukrativeren Drogenanbau übergehen. Zwar gibt es mittlerweile Stilllegungsprämien für Kokafelder, aber wirkliche Alternativen zum Anbau von Koka oder Hanf wurden nicht entwickelt. Dabei hätte mit den Milliarden für die Militärhilfe der Anbau von Kakao mit Festpreisen gestützt oder die Herstellung von Orangensaft finanziert werden können. Das aber hätte den US-Multis Konkurrenz gemacht.

Nun soll es also ein Pilz richten. Schon jubilieren die Republikaner, als sei der Endsieg gegen alles Drogenübel schon gelungen. Doch sie unterschätzen die US-Öffentlichkeit: Naturschützer werfen bereits die Frage auf, ob der Pilz, der auf Bananenstauden entdeckt wurde, sich vielleicht irgendwann an die Vorliebe seiner Vorfahren für Bananen erinnert und dann etwa Bananenplantagen zerstört. Bisher hat das Versagen der Drogenkrieger die US-Politiker nicht umdenken lassen. Warum sollte es eine mögliche ökologische Katastrophe tun? Bernd Dörries

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