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Die Symbiose ist zu Ende

Wenn Jürgen Röber am Ende der Saison Hertha verlässt, ist auch das Schicksal des Michael Preetz unsicher. Bleibt er oder geht er gleich ins Management? Gegen Freiburg wurde er ausgewechselt

von MARKUS VÖLKER

Zu den unschönen Bräuchen in vorchristlicher Zeit zählte die Sitte, wonach der Hofstaat dem gestürzten Herrscher in den Tod zu folgen hatte. Die engsten Gefolgsleute wurden zuerst einen Kopf kürzer gemacht, bis man sich Koch und Hofnarr vorknöpfte.

Nun ist hinlänglich bekannt, dass Trainer Jürgen Röber Berlin zum Saisonende verlässt. Was passiert dann mit Michael Preetz, seinem Vertrauten, dem Kapitän von Hertha BSC? Wie sieht dessen Zukunft aus? Niemand wird ihm in böser Absicht zu Leibe rücken, aber ganz ohne Lädierung wird der 34-Jährige wohl kaum davon kommen. Stets demonstrierten Röber und Preetz großes Einvernehmen. Der eine (Preetz) sagte: „Immer, wenn ich gefragt werde, bekenne ich mich zu ihm.“ Der andere ließ wissen: „Der Michael ist mein erster Ansprechpartner, wir helfen uns gegenseitig.“ Die Symbiose funktionierte: Preetz schoss die Tore und Röber konnte mit Preetz all das besprechen, was Hertha im Innersten zusammen hält.

Die Bilanz des Stürmers lässt sich sehen. In den vergangenen drei Spielzeiten schoss er 65 Tore. 1999 wurde er mit 23 Treffern Torjäger der Bundesliga. In dieser Saison hat Preetz fünf Tore erzielt. Das ist nicht schlecht. In der Mannschaft war nur der Brasilianer Marcelinho (6 Tore) besser. Aber Preetz kann nicht zufrieden sein, ist er doch seit acht Bundesligaspielen erfolglos. Das gehört freilich zum Dasein eines Torjägers, wie Röber weiß. „Ich kenn das ja auch“, sagte er am Samstag nach dem Unentschieden gegen den SC Freiburg, „in der Vorrunde machst du zehn Dinger rein und dann schießt du nur noch an den Pfosten.“

In der 78. Minute ging Preetz vom Platz. Viele der 25.146 Zuschauer kommentierten die Auswechslung mit Pfiffen. In der Hertha-Fankurve wurde ein Laken geschwenkt: „Preetz, du Flasche“. Sturmpartner Alex Alves kam auch nicht viel besser weg. Immerhin traf der Brasilianer zum Ausgleich (57.). Ein Freiburger fälscht den Fernschuss aus 20 Metern unhaltbar für Torwart Golz ab.

Preetz’ Bonus ist im Olympiastadion schnell aufgebraucht. Die Stimmung kippt blitzartig und wendet sich gegen ihn. „Das ist ja nicht neu“, meinte Preetz, „was soll ich noch dazu sagen?“ Im Vordergrund steht dann wieder seine linkische Art Fußball zu spielen und die unglücklichen Versuche, den Ball zu kontrollieren. In jedem Spiel hat er diese Szenen, ob misslungenes Dribbling oder übler Stoppfehler. Manager Dieter Hoeneß wollte die Pfiffe gegen den Stürmer nicht kommentieren. „Damit tut man dem Michael Unrecht“, äußerte er. „Dass er sich schwer tut und nicht in der Verfassung ist, sieht man.“ Es liegt nicht an der Kondition. Preetz gehört zu den Laufstärksten im Team.

Es liegt auch nicht an mangelnder Chancenverwertung. Bekommt er eine Gelegenheit, kann er mit links, rechts und per Kopf verwandeln. Gegen die eher kleingewachsenen Freiburger Verteidiger erwarteten die Zuschauer Preetzens gefährliche Kopfbälle. Doch mit der Stirn wuchtete nicht der 1,92 Meter große Berliner den Ball ins Netz, sondern der kleine Georgier Iaschvili: das 0:1 in der 37. Minute. „Wir hatten schon zu knabbern an den letzten zwei Auftritten“, sagte Preetz, „wir müssen es momentan zwingen.“

Im Juni läuft der Vertrag von Michael Preetz aus. Gut möglich, dass seine Fußballkarriere dann endet und die des Managers Preetz beginnt. Er, mit dem Habitus eines Klassensprechers ausgestattet, wird aller Voraussicht nach ins Management des Vereins wechseln und einen Dreijahresvertrag unterschreiben. Vor der Saison erklärte er zwar, dass er noch nicht an den Schreibtisch denke, doch fiel dieser Satz unter der Einschränkung: „Vor allem, wenn ich die früheren Leistungen bestätigen kann, würde ich das Gefühl gern noch ein bisschen auskosten.“ Für Führungsaufgaben empfahl er sich durch seine Arbeit als Vizepräsident der Vereinigung der Vertragsspieler (VdV), wo er Sätze üben durfte wie: „Diesen Ansatz können wir nicht teilen.“ Oder: „Wir haben uns auf eine Linie geeinigt.“ Sätze, die diplomatisches Talent und unterkühlte Raffinesse offenbarten.

Jürgen Röber hat einmal gesagt, „der Michael“ müsste ihm eigentlich ewig dankbar sein. Weil Röber es war, der den arbeitslosen, in der Türkei urlaubenden Kicker zur Hertha holte, 1996 war das. Beide sind in Berlin zusammen gewachsen. Preetz hat bewiesen, dass es der vermeintlich „ewige Zweitligastürmer“ – seine Stationen: Fortuna Düsseldorf, 1. FC Saarbrücken, MSV Duisburg, Wattenscheid 09 – bis in die Nationalelf bringen kann, wo er in sieben Spielen drei Mal traf. Im Juni trennen sich die Wege der beiden. Die Zeiten haben sich geändert. Keiner reißt den anderen mehr mit sich fort.

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