: Die Suppe entsalzen
■ Bonner Gespräche mit CSSR und DDR über Schutz der Elbe / Lösung für Entsalzung der Werra in Sicht
Bonn (dpa) - Die Zusammenarbeit mit der DDR beim Umweltschutz macht nach Einschätzung von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) Fortschritte. Unter Beteiligung der DDR und der CSSR begannen am Dienstag in Bonn zweitägige Gespräche über den Elbeschutz mit dem Ziel, eine gemeinsame Kommission zu bilden und die Schadstoffeinleitung möglichst rasch zu verringern. Nach längerer Pause werden am 15. und 16.Februar die Verhandlungen mit der DDR über die Verringerung der von ihr eingeleiteten Salze in die Werra fortgesetzt.
Als weiteren Termin nannte Töpfer vor der Presse den Besuch des stellvertretenden DDR-Umweltministers Michael Succow am 8. und 9. Februar in Bonn zur Vorbereitung der konstituierenden Sitzung der gemeinsamen Umweltkommission am 23. Februar. An der Kommission werden auch Vertreter des Runden Tisches beteiligt. Töpfer unterstrich nach jüngsten Gesprächen mit DDR-Bürgern unter anderem in Halle, auf allen Umweltgebieten bestehe ein enormer Handlungsbedarf. Dabei müsse aber auch die Sorge dieser Menschen berücksichtigt werden, daß durch Umweltmaßnahmen Arbeitsplätze verloren gehen könnten.
Die nach dem Vorbild der internationalen Rheinkommission von Töpfer angestrebte Elbe-Schutzkommission der drei Anliegerländer soll zunächst klären, „wer wo was“ an Schadstoffen in die Elbe einleitet. Auf dieser Grundlage müsse eine Prioritätsliste aufgestellt werden, welche Schadstoffe zuerst vermindert werden. Eine Geschäftsstelle soll die Arbeiten koordinieren.
Baldige Fortschritte bei der seit Jahren diskutierten Werra -Entsalzung - zwölf Millionen Tonnen Salz werden jährlich aus den thüringischen Kaliwerken eingeleitet - erwartet Töpfer, nachdem bundesdeutsche Kaliunternehmen Kooperationsvorschläge gemacht haben. Der Vorschlag geht dahin, daß der DDR-Kalibetrieb Werra, der jährlich rund eine Million Tonnen Kali erzeugt und vorwiegend exportiert, seine Produktion um 100.000 Tonnen senkt.
Dadurch würde die Salzfracht der Werra um eine Million Tonnen verringert. Das bundesdeutsche Unternehmen Kali und Salz AG (K+S) in Kassel will die entsprechende Kalimenge „auf Koproduzentenbasis“ sicherstellen. Außerdem soll DDR -Kalisalz in seinen Aufbereitungsanlagen behandelt werden, um das die Werra belastende Waschverfahren auf DDR-Seite einstellen zu können. Insgesamt könnte nach Angaben Töpfers so der Salzgehalt der Werra von jetzt sechs bis sieben Gramm je Liter auf 2,5 Gramm gesenkt werden.
Eine solche Zusammenarbeit würde aus Töpfers Sicht nicht zu Arbeitsplatzproblemen in den DDR-Kaliwerken führen. Freiwerdendes Personal könnte zur Sicherung der stabilitätsgefährdeten Grubenbaue und zur Umgestaltung der vorhandenen Anlagen auf umweltfreundlichen Betrieb eingesetzt werden. Finanzielle Hilfe des Bundes und der Länder steht bereits seit längerem in einer Höhe von 200 Millionen Mark abrufbereit.
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