Die Streitfrage: „Freizeit kann ich sinnvoller nutzen“

Ist der Schaufensterbummel noch ein Erlebnis in einer Zeit, in der alles online geht? Und wie geht es weiter mit dem stationären Handel?

Eine Einkaufsstraße mit vielen Menschen.

Hier ist der Schaufensterbummel noch nicht passé. Foto: ap

Gehen wir noch shoppen? Gemeint ist nicht das Klicken im Internet, um sich schnell eine neue Hose oder ein schickes T-Shirt zu bestellen, sondern ein langer Schaufensterbummel. Ist das Flanieren entlang der Schaufenster, das Bewundern und begeistert Sein über die neusten Schmuckstücke noch üblich? Braucht der Mensch das?

Die Tendenz geht seit einigen Jahren Richtung Online Handel, der sowohl von reinen Online Händlern, als auch von großen Ketten des stationären Handels betrieben wird. Das Nachsehen haben kleine Läden. Genau die, bei denen sich ein Schaufensterbummel am meisten lohnt.

In solch einem kleinen Laden arbeitet Ewa Kurnatowska. Sie sagt, dass das Schaufenster das schöne Gesicht eines Ladens sei. Im Internet kann man das so nicht finden. „Ich arbeite seit drei Jahren in der internationalen Kinderbuchhandlung in Berlin Prenzlauer Berg. Dort bin ich unter anderem für die Schaufenstergestaltung zuständig.

Die meisten Kunden bleiben zuerst am Schaufenster stehen, schauen sich die aktuelle Ausstellung an und lassen sich von den Bildern inspirieren. Da wir meist sehr positive Rückmeldung bekommen, bin ich überzeugt, dass ein liebevoll und kreativ gestaltetes Schaufenster das schönes Gesicht eines Geschäfts in die Außenwelt zeigt.“

Dass die Menschen noch Bummeln gehen und das auch weiterhin machen werden, dieser Meinung ist auch Dr. Gerold Doplbauer, Gesellschaft für Konsumforschung. „Der Schaufensterbummel ist nicht passé! Im Gegenteil: Lagen mit attraktiver Einkaufsatmosphäre gewinnen an Bedeutung. Insgesamt sind zwar leichte Frequenzrückgänge im Handel zu beobachten, Top-Lagen aber werden immer attraktiver. Warum? Dort entstehen Image- und Flagshipstores, wo Kunden neue Produkte testen und Marken erleben. Die räumliche Nähe und der Erlebnisfaktor des stationäre Handels bleiben damit ein Dauerbrenner.“

Online-Shoppen ist stressfrei

Die EU kassiert die Maut, die Stromtrassen kommen – und jetzt kippt das Verfassungsgericht auch noch das Betreuungsgeld. Die CSU ist im Bund gescheitert. Warum es für einen Nachruf trotzdem zu früh ist, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 25./26. Juli 2015. Außerdem: Der Islamische Staat unterwandert die Türkei – weil Erdogan seine Regierung nicht mit den Kurden teilen will. Und: Florian Bartholomäi, 27, ist immer der Böse. Sieben Mal war er schon der Mörder im Tatort. Ein Gespräch über Kunstblut und Lieblingsmord. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Der Schaufensterbummel sei passé, oder sollte es zumindest sein, meint dagegen taz-Leser Michael Surma. „Viele gestresste Menschen, Ärger beim Umtausch und unfreundliches Personal, lassen mich seit Jahren gemütlich und stressfrei online einkaufen. Das geht auch während der Mittagspause am PC, ohne sich nach dem Arbeitstag durch die Stadt zu quälen. Ich habe dank Online-Shops tatsächlich die Freiheit zu entscheiden, ob ich früh morgens oder spät abends shoppen gehe. Das möchte ich nicht mehr missen. Meine freie Zeit kann ich mit Freunden, Familie oder Sport sinnvoller nutzen.“

Auch taz-Leser Nicholas Joachim Ehlers sieht das Schaufensterbummeln problematisch. „Ganz schlimm sind die vielen SALE-Schilder das ganze Jahr über in jeder goßen Einkaufskette.“

In der taz.am wochenende vom 25./26. Juli 2015 diskutieren über die Frage, ob der Schaufensterbummel passé sei, außerdem die Personal Shopperin Andrea Lakeberg, Axel Augustin aus dem Bundesverband des Deutschen Textilhandels und Dr. Eva Stüber, Leiterin Research & Consulting am Institut für Handelsforschung Köln.

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