: Die Stadt wuchert weiter
Senat stellt zweite Tranche der Wohnungsbau- und Gewerbeflächen für die wachsende Sadt vor. Jeder Bezirk bekommt Gewerbe ab. Nabu und BUND kritisieren Verbrauch frischer Flächen
von GERNOT KNÖDLER
Ein Jahr nach Vorstellung des ersten Flächenpakets für das Senatskonzept „wachsende Stadt“ hat Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gestern die so genannte zweite Tranche an zu bebauenden Flächen vorgestellt. Zu den 19 neuen Wohn- und Gewerbegebieten der ersten Tranche kommen 29 hinzu – insgesamt 265 Hektar, für die vordringlich Bebauungspläne gemacht werden sollen. Der Bürgermeister beteuerte, der Senat habe sich bemüht, „bei der Erschließung auf ökologische und Wohlfühl-Argumente der Bevölkerung Wert zu legen“. Gegen Flächen der ersten Tranche haben sich mehrere Bürgerbegehren gewandt.
Der Senat habe sich bei der Auswahl der Flächen „sehr sorgfältig mit den Bezirken abgestimmt“. Lediglich bei drei Flächen, die von Beust nicht nennen wollte, habe es Kontroversen über die Dichte ihrer Bebauung gegeben, die aber beigelegt worden seien. Bis auf zwei Ausnahmen sind die neuen Flächen kleiner als zehn Hektar. Zwei der Gebiete nehmen landwirtschaftlich genutzte Flächen, drei von ihnen Wiesen und drei Kleingärten in Anspruch. Die Schrebergärtner haben Anspruch auf Ersatzflächen.
Der Naturschutzbund (Nabu), SPD und GAL kritisierten, dass der Senat unversiegeltes Gelände bebauen will, wo doch ausreichend Brachen und Verdichtungsmöglichkeiten zur Verfügung gestanden hätten. Insbesondere die geplanten Wohngebiete am Großlohering, Bredenbekkamp und an der Meiendorfer Straße neben dem Gelände von Philips und Krupp seien schädlich. Die Aufhebung des Landschaftsschutzes zugunsten eines Gewerbegebiets ebenfalls an der Meiendorfer Straße sei „aus Sicht des Naturschutzes nicht akzeptabel“.
Oberbaudirektor Jörn Walter wies darauf hin, dass der Senat die Flächen aus den beiden Tranchen gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt habe. In den Gebieten selbst würden nicht nur Bauten, sondern auch Parks und Spielplätze entstehen. „Es gibt Flächen, wo eine Bebauung städtebaulich ein Gewinn sein kann“, versicherte Walter.
72 Prozent der Wohnungsbau- und 92 Prozent der Gewerbefläche seien als solche bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesen. Der BUND forderte deshalb dringend eine Überarbeitung des Planwerks, „bevor unsystematisch Bebauungspläne aufgestellt werden“.
Die zweite Tranche umfasst 19 Wohngebiete für 1500 Wohnungen und zehn Gewerbeflächen mit einem Umfang von 100 Hektar. Die erste umfasste elf Wohngebiete für 1700 Wohnungen sowie acht Gewerbegebiete mit 168 Hektar Fläche.
In der nebenstehenden Tabelle wird zuerst die derzeitige, dann die künftige Nutzung der Flächen genannt. Die Zahlen sind meist Cirka-Angaben, die Aufgabe der Schulen wird geprüft.