: Die Spuren führen nach Deutschland
PFERD Im europaweiten Skandal um falsch deklariertes Hackfleisch hat auch Nestlé Produkte aus dem Verkehr gezogen. Schuld sei ein Zulieferer aus Niedersachsen. Verbraucherschützer kritisieren Aigner
BERLIN/GENF dpa | Im europäischen Pferdefleisch-Skandal weisen weitere Spuren nach Deutschland. Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé entdeckte nicht deklarierte Anteile von Pferdefleisch in seinen Tiefkühlprodukten. Dabei gehe es um Zulieferungen aus Niedersachsen, teilte das Unternehmen mit. In Italien und Spanien seien deshalb zwei Nudelgerichte vom Markt genommen worden. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) rechnet angesichts verstärkter Untersuchungen mit weiteren Funden.
Nestlé erklärte, der Anteil von Pferdefleisch in den betroffenen Produkten habe bei über einem Prozent gelegen. Die Discounterkette Lidl in der Schweiz teilte mit, die Waren eines deutschen und eines französischen Produzenten aus dem Sortiment genommen zu haben, nachdem Pferdefleisch in ihnen festgestellt wurde.
Zur Aufklärung des Skandals seien nun grenzüberschreitende Ermittlungen nötig, erklärte Aigner am Montag im SWR. Sie nehme an, dass es sich um legal geschlachtetes Pferdefleisch handele, das „irgendwo auf der Strecke umgewidmet“ worden sei. NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) forderte eine bessere Kennzeichnung von Fleischprodukten. Diese sei bislang an „Frau Aigner, der Bundesregierung und der Union im Bundestag gescheitert“, sagte er den Ruhr Nachrichten.
Die Verbraucherminister von Bund und Ländern hatten sich am Montag auf ein Paket gegen Lebensmittelbetrug verständigt. Sie vereinbarten eine Internet-Seite mit Informationen über Produktrückrufe. Geprüft werden sollen eine Ausweitung der Meldepflicht für Lebensmittel-Konzerne bei Täuschungsverdacht sowie höhere Strafen für Betrüger. Die Bundesregierung will sich in der EU für eine Herkunftskennzeichnung für verarbeitetes Fleisch einsetzen.
Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, kritisierte die Vereinbarungen. „Der Plan verdient den Namen Aktionsplan nicht“, sagte er dem Sender Phoenix. Es sei viel davon die Rede, dass man etwas prüfen oder sich für etwas einsetzen wolle.