: Die Spree-Gallier
Ein Name wie aus Asterix. Und fix in die vorderen Plätze sind die Halbprofis der Winfix-Equipe schon geradelt
BERLIN taz Der Name „Winfix“ für das erste Profi-Radteam in Berlin klingt niedlich im Konzert der deutschen Branchenriesen mit Respekt einflößenden Namen wie „Telekom“, „Coast“ oder „Gerolsteiner“. Als ob Asterix ohne Zaubertrank die Römer angreifen würde. Hauptsponsor Jan Guinhold meint es durchaus ernst mit der Rennstall-Gründung: „Ich erwarte, dass das Team nicht nur hinterherfährt, sondern auch Akzente setzt. Wir werden die Entwicklung in den nächsten Jahren wirtschaftlich garantieren.“
Kann das Siegen auf zwei Rädern tatsächlich so einfach sein, wie es Unternehmer Guinhold als Wettenanbieter im Internet verheißt? Jochen Hahn versucht, allzu große Erwartungen zu bremsen, der Name Winfix stünde als Synonym für Instant-Erfolge. Der Rennstall-Manager gibt bescheidene Etappenziele für seine 18 Pedaleure umfassende Mannschaft aus: „Wir wollen uns für deutsche Rundfahrten empfehlen.“
Berlins Neo-Profis sind bei diversen Frühjahrsklassikern mit Elan in die vorderen Plätze der Ergebnislisten gespurtet: Manuel Leder belegte Rang 2 bei „Berlin-Freienwalde-Berlin“. Daniel Olszewski triumphierte gar am Karfreitag bei „Rund in Kreuzberg“. Beim renommierten Rennen „Rund um Köln“, dem glorreichen Comeback des früheren Telekom-Dominators Jan Ullrich, überquerte Winfix-Oldie Jörn Reuß als Sechster die Ziellinie. „Wir sind ganz zufrieden. Damit wird unser Name wieder etwas bekannter“, meint Stall-Sprecher Sascha Lutz. Bislang sind viele Radler aus der Spree-Gilde aber noch unbeschriebene Blätter. Kein Wunder, viele sind gerade erst dem Juniorensattel entwachsen. Hoffnungsvolle Burschen, „die den Sprung in den Vollzeit-Rennsport schaffen können“, betont Manager Hahn.
Eine lukrative Rundum-Versorgung kann Winfix mit 250.000 Euro Saisonetat (ein Jan Ullrich allein verdient bei „Coast“ weit mehr) in der „GS III“-Kategorie der Profis nicht bieten. Erst ab Stufe „GS II“ ist ein Monatsverdienst von mindestens 1.000 Euro vorgeschrieben. Der richtige Rubel rollt in der „GS I“-Weltklasse. Mangels Masse in der Kasse strampeln die Spree-Cyclisten so lediglich im Nebenberuf als Profis. Leitwolf Jörn Reuß (34) etwa malocht im Brotberuf als Abschleppfahrer. Andere studieren, absolvieren eine Lehre oder leisten Zivildienst.
„Wir können nicht viel zusammen trainieren“, erzählt Reuß, der „Held von Köln“. Trotzdem hält der amtierende Deutsche Bergmeister Winfix für ein aussichtsreiches Unternehmen: „Bei der Gründung hat sich jemand gute Gedanken gemacht.“
Welche das sind, will Dennis Kraft am eigenen Leib erfahren. „Meinem Ziel bin ich näher gekommen. Jetzt kann ich mich mit den stärksten Fahrern messen“, erklärt der 21-Jährige. Dem Sohn des früheren deutschen Spitzen-Amateurs Jürgen Kraft trauen Fachleute eine Karriere im „richtigen“ Rennsport zu. Nicht nur wegen seiner guten Italienischkenntnisse. Mit Winfix will Dennis ins internationale Rampenlicht radeln. „Grundsätzlich würde ich lieber in Deutschland fahren, denn hier ist mein Lebensmittelpunkt. Die familiäre Atmosphäre liegt mir“, begründet Kraft seinen Startin dem Rennstall. JÜRGEN SCHULZ