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Die Sprache kann eine Hure sein

betr.: „ ‚Big Brother‘ auf Jolo“, taz vom 11. 5. 00

[...] Es ist uns unbegreiflich, wie man über unschuldig in Not geratene Menschen in dieser Art schreiben kann. Menschen, die unter Todesangst in Geiselhaft gehalten werden, dürfen nicht zum Inhalt von Satire gemacht werden. Die Auseinandersetzung mit der Rolle der Medien im Krieg, bei Geiselnahmen oder persönlichen Schicksalsschlägen sollte auf einem anderen Niveau geführt werden. [...] URSULA WICHMANN, CARLA WICHMANN, CHRISTIAN MORITZ

Am 9. Mai schrieb Thomas Dreger auf der Titelseite im Kommentar „Moralischer Zwiespalt“, ob es nicht „zynisch“ sei, „als Reporter in das Geisellager zu marschieren, ein paar Minuten Elend aufzunehmen und anschließend wieder unbehelligt zu verschwinden, während die Geiseln zurückbleiben müssen.“ Herr Tietz hatte zwei Tage später solche Skrupel nicht. Für ihn ist das Geiseldrama „eine philippinische Variante der TV-Sendereihe „Big Brother“, deren Kandidatenwahl nur „nicht unbedingt auf freiwilliger Basis geschieht“. Ich weiß auch, was Satire ist. Ich weiß auch um die leidige Geschmacksfrage dabei. Nur kann die Sprache eine Hure sein, und ein zynisches Spielchen von einem Berliner Schreibtisch aus macht’s nicht besser. [...] VOLKER GEBHARDT, Berlin

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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