piwik no script img

Die Rückkehr des OverallHellas Hosenanzug

Die Modedesigner entdecken den Overall neu und hüllen Frauen in Schutzanzüge. Das ist nur bedingt kleidsam.

Hella von Sinnen im rosafarbenen Häschenoverall. Bild: dpa

Mit Modedingen ist es wie mit schlechten Träumen - sosehr man den Gedanken an sie verdrängt, sie kommen immer, immer wieder. Die Schulterpolster sind wieder da, Plateauschuhe und, wie kürzlich hier berichtet, auch die Leggings - nun allerdings als Meggings für den Mann. Jetzt reanimieren die Modedesigner auch noch das lässige Ganzkörper-Pendant für die Frau: den Overall.

In den Siebzigern war der einteilige Schutzanzug schon mal in Mode - bei emanzipierten Frauen, die ihren Körper als optisches Contra einsetzen wollten. Trotz zahlreicher Revival-Versuche trug ihn danach aber außer der tapferen Overall-Vorkämpferin Hella von Sinnen, Catwoman und diversen Eisschnellläuferinnen seitdem eigentlich kaum noch eine.

Verständlich, denn der Einteiler setzt beim Tragen und erst recht beim Betrachten eine nicht immer ganz schmeichelhafte Assoziationskette in Gang: ölverschmierter Mechaniker, Babystrampler, Abba und der Schnittschutzoverall für Motorsägengebrauch, Ganzkörperkondom, Blaumann, Taucheranzug, chinesische Revolution, Elvis in den schillernden Siebzigern, Michael Schumacher, Konstruktivismus, Top Gun und die Häschenverkleidung im Karneval.

Bevorzugt getragen wurde der Overall stets von Handwerkern und Popstars. Und ein bisschen was von beidem hat auch die Frau von heute, wenn sie sich in die Kreationen von Strenesse, Louis Vuitton oder Etro hüllt.

Da ist also zum einen die absolut ölwechseltaugliche Passform: alles kompakt, nichts verrutscht, vor allem deshalb, weil es meist eh schon nicht richtig sitzt. Dafür umschmeicheln die neuen Modelle, gerne aus Seide, den Körper, weiblich nennt man das dann wohl. Sexy vielleicht sogar, so sehr, dass die Trägerin auch als etwas missglücktes Kylie-Minogue-Double missverstanden werden könnte, wenn sie denn nicht zum "Einmal volltanken" aufgefordert wird.

Die moderne Interpretation des Ganzkörperensembles wirkt besonders modern in Edelsteinfarben wie Smaragd oder leuchtendem Gelb, als Jeansoverall mit minikurzen Beinen, in Erdtönen für den Military- oder Safarilook und natürlich, wie immer, in Schwarz, gerne auch trägerlos oder mit knappen Ärmelchen, mit Rüschen, Schnürchen, Schleifchen. Unbedingt abzuraten ist von der geblümten Variante, die doch allzu sehr an im Wäschetrockner gequälte Kinderschlafanzüge erinnert.

Natürlich hat der Overall auch Vorteile. Er spart Zeit, weil er das Grübeln darüber, was bloß obenrum anzuziehen wäre, überflüssig macht. Er spart Platz im Kleiderschrank und ist rasch übergestreift. Da liegt allerdings gleich auch noch sein größtes Problem. Er ist schrecklich unpraktisch, weil schwer auszuziehen. Besonders beim Gang auf die Toilette ist das unkommod, denn ohne Ganzkörperentblößung funktioniert da nichts. Das ist zugig und dauert. Schlimm, ja, aber es droht noch Schlimmeres in der Rubrik der Mode-Albträume. Die Rückkehr der Latzhose zum Beispiel.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • U
    Uwe

    Ich finde einfach nur gut, dass der Overall wieder im kommen ist. Er ist praktisch weil, mit einem Ruck ist man fertig angezogen. Nur schade eigentlich, dass es für den Herrn der Schöpfung so gut wie keine zu kaufen gibt.

    Gruß Uwe