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Die Reichsbahn geht in die Geschichte ein

■ Nach über 70 Jahren verschwindet die DR von den deutschen Gleisen

Berlin (dpa/taz) – Die Deutsche Reichsbahn gehört der Geschichte an. Nach der deutschen Wiedervereinigung war es nur eine Frage der Zeit, bis die 1920 gegründete Reichsbahn endgültig von den Gleisen ins Museum rollen würde. Die Wiedervereinigung hat nun, mit der bahntypischen Verspätung, auch hier stattgefunden. Symbolischer Neubeginn der Deutschen Bahn ist der 10. Januar; schon Mittwoch wurde die Deutsche Bahn AG ins Handelsregister eingetragen. Daß der Reichsbahn spätestens Anfang 1994 der Garaus gemacht werden sollte, lag an der dann fälligen Verbeamtung der Reichsbahner. Die jetzt gegründete AG verhinderte diesen Schritt in letzter Minute.

Die Reichsbahn ist wie kaum ein anderes Unternehmen Abbild deutscher Geschichte: Technische Höchstleistungen, moderne S-Bahn-Netze und sensationelle Fahrzeiten in den dreißiger Jahren. Das dunkelste Kapitel folgte. Millionen Menschen wurden – zusammengepfercht in Güterwaggons der Reichsbahn – in die Vernichtungslager der Nazis verschleppt. Nach 1945 war der Nachlaß der Reichsbahn Streitpunkt der Siegermächte.

Am Anfang und Ende der Reichsbahn standen Fusionen. 1920 gingen die Länderbahnen von Baden, Bayern, Hessen, Mecklenburg, Oldenburg, Preußen, Sachsen und Württemberg in Staatseigentum über. Trotz wachsender Auto-Konkurrenz wurden dann bis in die 30er Jahre hohe Betriebsgewinne erzielt. 1937 wurde die Gesellschaft aufgelöst und unter Reichshoheit gestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges war sie in den besetzten Ländern für den Personen- und Güterverkehr zuständig. Im Jahr 1942 arbeiteten 1,4 Millionen Deutsche und über 400 000 Polen und Russen für sie. „Fahrplanmäßig“ erfolgten Deportationen von Juden, Zwangsarbeitern und Häftlingen. In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde dieses Kapitel nur gestreift. Auf der Anklagebank saß kein einziger Reichsbahn-Verantwortlicher.

Nach dem Krieg lebte die Deutsche Reichsbahn in der damaligen sowjetischen Besatzungszone weiter. Das Reichsbahn-Vermögen und der S-Bahn-Verkehr blieben über Jahrzehnte Zankapfel zwischen Ost und West. Vermögensrechtliche Ansprüche waren ein Grund, daß die devisenarme DDR den Namen „Deutsche Reichsbahn“ nicht antastete.

Das DR-Logo wird nur noch einige Zeit auf den Zügen der neuen Bahn AG zu sehen sein. Das Umpinseln und neue Geschäftspapiere kosten 14 Millionen Mark.

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