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■ Die Quadratur des Funkenentzündens oder: Soviel Scheitern war nieO nein! Blöd bläulich glüht der Zündkopf vor sich hin...

Seit einiger Zeit stelle ich fest, daß es zum Glücksfall geworden ist, wenn es mir gelingt, das erste Streichholz, das ich entzünde, zum Brennen zu bringen. Vor ein, zwei Jahren noch, so meine ich mich jedenfalls zu erinnern, gelang das Entzünden bei etwa jedem zweiten Streichholz. Mittlerweile hat sich die Erfolgsquote vermindert, ist für mich nur noch ungefähr jedes fünfte Streichholz brauchbar. Nun ist es nicht so, daß die Ursache des Versagens immer die gleiche ist. O nein! Ich bekomme eine ganze Palette von Möglichkeiten der Ineffizienz vorgeführt! Einzuteilen wären diese in drei Hauptgruppen.

GruppeI: Das Streichholz bringt es nicht mal bis zum Funken. Dafür kann nun der Grund bei der Reibfläche oder beim Streichholz liegen, da wiederum beim Kopf oder – ja, sagen wir Bein? Fangen wir (wenn wir uns auf Bein einigen) mit letzterem an, weil es sich beim Versagen von wegen des Beines um das Simpelste handelt: Es bricht. Mittendurch oder direkt hinter dem Kopf. Das zuweilen bis zu dreimal hintereinander, was besonders infam ist, wenn abzusehen war, daß der Kopf brennen würde! Dieser, der Kopf, kann entweder, wenn er an der Reibfläche gerieben wird, im Ganzen abbrechen oder es werden Teile seiner Beschichtung weggefetzt. Zuweilen ist diese auch so dürftig aufgebracht, daß der Kopf für den Bruchteil einer Sekunde so tut, als brächte er einen Funken zustande, dann aber mangels Masse in sich zusammenlischt.

Weitaus am häufigsten geschieht es allerdings, daß sich Kopf und Reibfläche bei ihrer Zusammenführung gegenseitig zerstören. Die sehr kleinkarierten, etwas aufgerauhten Papierrechtecke, zu denen Reibflächen neuerdings heruntergekommen sind, büßen durch den harten Rieb eines Streichholzkopfes sofort vier bis fünf ihrer Karos ein; auch nur eine Anmutung von Feuchtigkeit setzt ihnen bis zur Auflösung zu. Die klassische Reibfläche – sehr schwierig zu beschaffen, zu finden eigentlich nur noch auf Streichholzwarenmustern (diese mir liebenswürdigerweise von der Traffikantin überlassen, mit der ich mich in gemeinsamem Streichholzunmut finde) –, die klassische Reibfläche also, ist zwar resistenter, aber keineswegs verläßlicher.

GruppeII: Das Streichholz erlischt, nachdem es in Ansätzen gezündet hat. Zum Erlöschen kann es, wie schon erwähnt, kommen, wenn durch den Reibvorgang Teile der Zündmasse wegfliegen – oder wenn der Funken wegen eines von vornherein bestehenden Mangels an Zündmasse einfach nicht genug Nahrung findet. In diesem Fall glüht der Kopf eine Weile blöd bläulich vor sich hin, das kleine Blaulicht ist aber nicht stark genug, um vom Zündkopf auf das Bein überzuspringen. Statt dessen gibt es seinen Geist auf, bevor es das Bein erreicht hat. Sollte die Grenzüberschreitung jedoch tatsächlich gelingen, dann oft mit Verzögerung: Das Flämmchen hält die Person, die es entzündet hat (der Relativsatz ist der correctness of gender geschuldet, eigentlich bin doch nur ich gemeint), hin – sagen wir von der Anrichte bis kurz vor die Gasdüse, und sagt dann, erlöschend, „ätsch“, wenn es gerade auf das Bein übergegriffen hatte!

Sind nun Streichholz oder Reibfläche gar feucht, wird ein großes Gefauche veranstaltet. Auch hier zögert die Flamme in statu nascendi die Entscheidung hinaus, ob sie denn nun brennen oder nicht vielleicht doch lieber nicht brennen will, schießt schmerzhafte Funken, in Handhöhlungen beispielsweise, nur um sich letztendlich zu verweigern.

GruppeIII: Der äußerste Ärger aber ist der: Beim fünften Streichholz schließlich ist es gelungen, ihm den Funken zu entlocken, mit der stetig nach oben strahlenden Flamme nähert man sich sieghaft dem metallenen Rund im Herd, und dann gerät man genau in den Gasstrom – und es ist wieder alles aus.

PS: Nun fragen Sie sich (und mich) bestimmt schon die ganze Zeit, warum ich denn nicht in Gottes Namen einfach ein Feuerzeug benutze. Die Antwort ist einfach: Weil ich mir daran immer die Finger verbrenne. Und Gasanzünder beachte ich gar nicht – die zünden sowieso nie.Christiane Sturm

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