: Die Osthoff gehört mir!
Verehrte Muschi! (VII): Edmund Stoibers Briefe an seine in Wolfratshausen weilende Gattin Karin, genannt „Muschi“. Heute: Aus der puren Pflicht heraus auf geheimer Staatsmission im Irak
VON STEFAN KUZMANY
Verehrte Muschi,
es ist mir ein tiefes Bedürfnis, dir das Folgende kurz mitzuteilen, was ich jetzt nebenher aufschreibe während wir eine Vorstandssitzung haben wo ich aber nicht zuhören muss weil ich es als Vorsitzender eh schon alles weiß und die können viel reden.
Es ist aber so, dass es alles geheim bleiben muss, was ich dir jetzt sage und ich dürfte es eigentlich nicht sagen. Aber es war alles ganz anders mit der Osthoff, und darum muss es raus, weil ich es nicht ertragen kann, dieses Gewäsch und wie die Alte sich jetzt suhlt in ihrem Erfolg, als ob sie auch nur das Geringste damit zu tun gehabt hätte, was aber nicht stimmt. Und du sollst es auch wissen, damit du mich nicht weiter verdächtigst.
Ich war nämlich nicht mit der Monika Hohlmeier unterwegs am Wochenende, wie du es angenommen hast. Ich konnte es dir nicht sagen, weil ich es niemandem nicht habe sagen dürfen, noch nicht einmal dem Erwin, weil ich doch gesagt habe, dass ich mich um keine anderen Sachen nicht mehr kümmere. Aber es war aus der Pflicht heraus nicht anders zu bewerkstelligen. Ich war nämlich in geheimer Staatsmission im Irak.
Reg dich nicht auf, denn es musste sein, weil ich mit der Alten eine geheime Vereinbarung habe, dass sie sich unter allen Umständen aus bayerischen Angelegenheiten herauszuhalten hat und die Osthoff ist ja nun wohl oder übel aus Glonn und gehört somit mir und nicht der Alten. Ich hätte sie ja am liebsten da unten gelassen, die Osthoff, weil sie ja mit ihrem Lebenswandel und ihrer teuflischen Religion nicht gerade eine Zierde ist für Bayern, und ihr armes Kind ist sowieso zu bedauern. Aber ich muss schon jetzt in Richtung Landtagswahl denken und wenn es herausgekommen wäre, dass ich sie dort unten lasse, dann hätte mich nicht einmal der Söder rausreden können, obwohl seine Fähigkeit, einen jeden Schmarren glaubhaft zu vertreten mich zu Respekt abzunötigen treibt. So aber kann es jetzt nur herauskommen, dass ich maßgeblich an der Rettung beteiligt war, vielleicht kurz vor der Wahl kommt es zufällig heraus, obwohl es jetzt noch geheim bleiben muss, was schon eine große Hilfe wäre im Hinblick auf die Landtagswahl.
Jetzt erzähle ich dir noch, wie es gewesen ist. Die Amis haben mich mitgenommen aus Dankbarkeit für die Leistungen um meine Verdienste der bayerisch-amerikanischen Freundschaft. Es war recht unbequem auf dem Flug und ich habe auch gespieben, aber die Details erzähle ich dir später. Ich bin dann jedenfalls hin zur deutschen Botschaft in Bagdad und habe dem Botschafter unmissverständlich meine Verhandlungsposition klar gemacht und dass mit diesen Leuten nicht zu spaßen ist und mit mir aber erst recht nicht. Er hat zuerst recht blöd geschaut und gesagt, dass er jetzt keine Zeit hat und sich um anderes kümmern muss, aber ich habe ihm gesagt, wenn er noch länger Botschafter oder auch nur Beamter sein will, dann wird er mir gefälligst zuhören müssen und wer er glaubt dass er ist und dass ich ihn ganz geschwind entfernen lassen werde. Und dann habe ich es ihm noch mal erklärt, wie man es machen muss, aber wir sind immer wieder gestört worden, weil das Telefon geläutet hat, aber ich bin dann hingegangen und habe gesagt, dass es jetzt nicht geht aus einer strategischen Position heraus und habe aufgelegt. Hinterher hat es dann geheißen, es wäre die Alte gewesen, aber die hätte sowieso nur gestört. Irgendwie scheinen meine Ausführungen dann gefruchtet zu haben, denn nach einer halben Stunde kommt jemand zur Tür herein und sagt, die Osthoff ist frei. Du kennst mich und weißt, dass ich nicht dazu neige, meine eigenen Leistungen über ein gesundes Maß hinaus zu betonen, aber ich muss schon sagen, dass es auch mich überrascht hat, wie schnell sich auch die unüberwindlichsten Probleme nur durch meine Anwesenheit und mein bestimmtes Auftreten lösen lassen. Jedenfalls ist sie jetzt ja frei und darauf kommt es an und auch darauf, dass irgendwann ans Licht kommt, wie ich mich eingesetzt habe und auch der Alten wird ihr Lachen schon noch vergehen. Es ist ganz so, wie der Bruder von der Osthoff gesagt hat, man darf einfach nie aufhören zu hoffen und muss immer recht fest beten. Und dann werden auch meine Wünsche sich erfüllen, besonders bezüglich der Alten, wobei ich guter Hoffnung bin, dass sich auch dieser traurige Fall noch erledigt. Das sollst du wissen und dir auch zu Herzen nehmen.
Herzlichst, Edmund
PS: Es ist übrigens so, dass das mit dem Urlaub doch nichts wird, weil ich das nur der Presse gesagt habe und es einfach nicht geht, also bilde dir nichts ein.