: Die Ohrbooten: Wurzel-Reggae mit Berliner Schnauze
So gut drauf möchte man selbst mal sein. Egal, ob die Ohrbooten auf ihrem Debütalbum „Spieltrieb“ an die Moderne glauben, ein Loblied auf die Großstadt singen, „alle Ladys“ grüßen, bei Aldi einkaufen gehen, oder auch nur frisch verliebt sind, egal ob es folkig geradeaus geht oder – wie meistens – flockig dahin im Offbeat, ob getoastet wird oder gerappt oder gesungen: Hier wird der Rastamann blass vor Neid. Schuld sind Seeed und ihr Erfolg: Das gern gepflegte Klischee, dass auf Jamaika immer die Sonne schei nt und stets ein Joint glimmt, wächst sich in Berlin langsam zur Wahnvorstellung aus. Die Reggae-Szene wird stetig größer und die Ohrbooten fügen nun endgültig die dialektische Dimension hinzu: „Das Leben is’ wie eine große Autobahn / lasst uns nicht lange überlegen, sondern losfahrn / wohin, is egal, und wo lang, wer’n wir sehn / es wird imma weita gehn.“ In einem Sound, der problemlos auch an der nächstbesten Straßenecke reproduzierbar scheint, verknüpft das Quartett Roots-Reggae und seine Standards mit Berliner Schnauze und unverschämt guter Laune. Ja, so möchte man auch drauf sein und deshalb hat Reggae den Erfolg, den er hat und den wir auch den Ohrbooten wünschen wollen. Wa? THOMAS WINKLER