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Archiv-Artikel

Die Musik der Barrios: „Abuela Coca“ im Hafenklang Globales Denken, lokaler Widerstand

„Abuela Coca“ werden die Großmütterchen genannt, die in Montevideo aufgesucht werden, wenn man Details aus der Geschichte des Stadtviertels oder einen Tipp braucht, wie man den festsitzenden Husten kurieren kann. Diesen heilkundigen alten Damen hat Abuela Coca um den Gitarristen und Sänger Chole Giannotti ein Denkmal gesetzt. „Nichts, aber auch gar nichts hat der Bandname mit dem bekanten weißem Pulver zu tun“, betont Bandmanager Leandro Aguirre. Der Name stehe vielmehr für die Fusion der traditionellen Rhythmen von Murga, Candombé, Son und Salsa mit Hip Hop, Jazz und Rock.

Heraus kommt dabei ein Sound, den Abuela Coca als „Tuco“ bezeichnen, eine dieser schmackhaften italienischen Pastasaucen. Und der kommt nicht nur in ihrem Heimatland Uruguay, sondern auch im benachbartem Argentinien und Brasilien gut an. Dort wurden Abuela Coca so bekannt, dass sie vor sieben Jahren von Sony unter Vertrag genommen wurden. Trotz Goldener Schallplatte für Despues te explico wurde die Band jedoch zwei Jahre später, als die Krise in der Plattenindustrie Konturen annahm, wieder auf die Straße gesetzt.

Und dort gehört sie auch hin, denn Sound und Texte sind in den Barrios – den Stadtvierteln – verwurzelt. Ein Song wie das reggaelastige „Santa Soledad“ ist ein Appell an die Gesellschaft, sich für die eigenen Rechte einzusetzen und Schluss mit der Straflosigkeit zu machen. Ein Seitenhieb auf die unbewältigte Vergangenheit der Militärdiktatur der 70er Jahre, eine historische Erfahrungen, die Uruguay mit seinen Nachbarländern teilt und mit ein Grund für die Popularität von Abuela Coca in Argentinien.

Die freundschaftliche Kontakte zu Bands wie Karamelo Santo haben Abuela Coca nach dem Sony-Rausschmiss auch neue Perspektiven aufgezeigt. Die aktuelle CD El Ritmo de Barrio wurde eigenständig eingespielt und über autonome Band-Netzwerke vertrieben. Das passt auch sehr viel besser zum Motto der Band: „Global denken, lokal widerstehen“. Sympathien für die Landlosenbewegung in Brasilien oder die EZLN in Mexiko schimmern in den Texten durch, die meist kleine Geschichten aus dem Barrio erzählen. Damit liegen Abuela Coca auf einer Linien mit Bands wie La Vela Puerca oder Panteón Rococó. Kein Zufall, dass im Vorprogramm der Film Panteón Rococó – Rebel Music laufen wird. Ein willkommener Warm Up für die Abuela Coca-Party – Bienvenidos en Hamburgo!

Knut Henkel

Donnerstag, 21 Uhr, Hafenklang; 20 Uhr: „Panteón Rococó – Rebel Music“