KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER „DIE BÜRGSCHAFT“ : Die Militanz der Kernfamilie
Schillers „Bürgschaft“ feiert den Sieg der Freundschaft, der Humanität über das herrschende Gewaltprinzip. Die Ausgangskonstellation verlegte Lothar Kittstein für sein Stück ins Heute und erzählt die Geschichte eines Paares, das sich auf illegalen Wegen ein Kind gekauft hat. Allerdings steht eine letzte Rate aus, die der dubiose Zwischenhändler Thomas eintreiben will.
Der Vater, Gerd, bedingt sich Zeit aus, nicht, um seine Schwester zu verheiraten, sondern die restlichen Tausender aufzutreiben. Seine Frau Anja, die gar nicht weiß, wie sie zu diesem Kinde kam, bleibt als Pfand zurück. Gerds Jagd nach dem Geld bringt ihm nicht nur wenig Glück, sondern auch Begegnungen mit Menschen, die für Banker gar nichts übrig haben. Derweil sich daheim Anja und Thomas näherkommen.
Während sich das Geschehen entfaltet, erfahren wir von der Leere des Hausfrauenlebens, von Söhnen, die in Afghanistan kämpfen, und Müttern, die sie lieber lebend wiederhaben wollen als für die Ehre gestorben. Nicht zuletzt sehen wir, mit welch’ tödlicher Radikalität das kleine Glück verteidigt wird. Gute Unterhaltung mit tollen Schauspielern und einer delikaten Prise Erkenntnis.
■ nächste Vorstellung: Samstag, 20.30 Uhr, Brauhauskeller