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Archiv-Artikel

Die Masern-Epedemie in NRW hätte verhindert werden können Nur impfen hilft

Masern, das zeige die schweren Fälle in Nordrhein- Westfalen, sind nicht einfach eine „harmlose“ Kinderkrankheit, die man früher hatte und die längst vergessen ist. Masern sind potenziell gefährlich: Nach einer Erkrankung kann es zu einer vorübergehenden Immunschwäche kommen, die zu einer erhöhten Anfälligkeit für zum Beispiel eitrige Ohr- oder Lungenentzündungen führen kann. Im schlimmsten Fall aber können Masernerkrankungen Entzündungen des Gehirns hervorrufen, die zu erheblichen und dauerhaften Schädigungen bis hin zum Tod führen können. Diese „Enzephalitiden“ sind es, die eine Masernimpfung so nötig machen. Bei einem von 1.000 an Masern Erkrankten taucht diese Komplikation auf. Durch Impfung ist sie vermeidbar. Zumal es keine wirksame Therapie gegen Masern noch gegen die Enzephalitis gibt. Vorbeugung ist also angesagt.

Wo wie in den USA oder den nordeuropäischen Ländern konsequent geimpft wird, sind Masern ausgerottet. In anderen europäischen Ländern gibt es auch weiterhin gelegentliche Epidemien, in der Regel dann, wenn nicht konsequent geimpft wurde. Genau das ist jetzt in Duisburg passiert, vor einigen Jahren auch in Süddeutschland.

Impfgegner führen an, dass die Impfung nicht ohne Risiko ist; das stimmt und gilt für jede Impfung. Sehr selten, bei etwa einem von eine Millionen geimpften Patienten kann die Impfung selbst eine Art Hirnentzündung auslösen. Entscheidend ist aber, dass diese Impfkomplikationen um mehrere Zehnerpotenzen seltener sind als die Komplikationen der „natürlichen“ Masernerkrankung! Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Masernimpfung viele Kinder vor desaströsen Hirnentzündungen schützt – und das weltweit überall dort, wo Medizinsysteme die Impfung finanzieren können.

So genannte Masernpartys, bei denen Kinder statt des Impfens bewusst angesteckt werden, sind unverantwortlich. Das kann eine schwere Masern-Erkrankung bis hin zu Hirnentzündung nach sich ziehen. Hier liegen die wahren Risiken. Nicht in der Impfung! Rainer Rossi

Der Autor ist Direktor der Kinderklinik in Berlin-Neukölln