Die Marke Oprah Winfrey: Wer, wenn nicht sie
Oprah Winfrey ist es, die Doping-Sünder Lance Armstrong ein öffentliches Schuldeingeständnis entlockt. Das kann sie. Und so funktioniert sie: als Marke.
Unbekannte Bücher auf die Bestsellerlisten hieven, ein monatliches Magazin in Millionenauflage immer mit dem eigenen Bild auf dem Cover herausbringen, Tom Cruise auf der Fernsehcouch zur Ekstase treiben und Lance Armstrong die Doping-Beichte entlocken. Das kann nur eine: Oprah Winfrey.
Die 58-Jährige dominierte mit ihrer „Oprah Winfrey Show“ 25 Jahre lang das US-Fernsehen. Es ist bis heute die erfolgreichste Talkshow in der US-Fernsehgeschichte. Kein Prominenter, der nicht zu Winfrey kam, über Privates plauderte, Tränen verdrückte oder beim Zuschauer – Stichwort Cruise – Fremdscham auslöste.
Als sie 2011 ihren Abschied von der Show verkündete, wurde es etwas stiller um eine der einflussreichsten Frauen Amerikas. Mit dem Interview mit Ex-Radprofi Armstrong sorgt Winfrey nun aus einem Spartenkanal heraus wieder für Schlagzeilen. Dieser Spartenkanel ist ihr eigener Sender, „Oprah Winfrey Network“, den sie 2001 gründete.
Eine 190-Millionen-Dollar-Investition. Zunächst bleib sie hinter den Kulissen, trat dann aber wieder vor die Kamera, als die Quoten hinter den Erwartungen zurückblieben. Winfrey ist erfolgsverwöhnt, Scheitern ist nicht vorgesehen, schließlich lebt der TV-Star, deren Vermögen vom Magazin „Forbes“ auf 2,7 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, den amerikanischen Traum.
Der größte Star ihres Imperiums ist sie selbst
Winfrey wurde in ärmlichen Verhältnissen in Mississippi als Tochter einer alleinerziehenden Teenagermutter geboren, lief von zu Hause fort und berichtete später von jahrelangem Missbrauch durch einen Cousin und einen Onkel. Mit 14 Jahren wurde Winfrey selbst schwanger, ihr Sohn starb kurz nach der Geburt.
Es war ein Praktikum beim Lokalradio, das ihren Aufstieg begründete und sie zur Herrscherin über ein Imperium machte, dessen größter Star sie selbst ist. Oprah, die Marke. So mächtig, dass sie Barack Obama bei seiner ersten Wahl die entscheidenden Stimmen schwarzer Frauen verschafft haben soll. Die Marke komplett macht Winfreys philanthropisches Wirken, sie investiert Millionen in Bildungsprogramme und Stipendien.
Nur das Private passt nicht ganz ins wohl kalkulierte Marken-Bild, Gerüchte über eine lesbische Beziehung zu ihrer besten Freundin Gayle King kursieren seit Jahren, obwohl Winfrey seit den 80er Jahren mit Stedman Graham liiert ist. Wobei eine tränenreiche Beichte in den späten Karriere-Jahren dem Imperium Winfrey sicherlich dienlich wäre. Sollte die Welt es erfahren, dann nur von einer: Oprah Winfrey.
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