: Die Lizenz zum Lachen
Alle Bundesliga-Vereine nehmen erste Lizenzierungshürde der DFL. Geteilte Reaktion auf Beschluss pro Dortmund
RUHR taz ■ Erwartungsgemäß hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) keinem Profiverein die Zulassung zur Bundesliga verweigert. Selbst der börsennotierte Sanierungsfall Borussia Dortmund (Schuldenhöhe: 90 Millionen Euro) nahm die erste Hürde im Lizenzierungsverfahren.
Allerdings ist die endgültige Lizenzerteilung für mehrere Clubs an Auflagen und Bedingungen gebunden. Um wen es sich hierbei handelt, verriet die DFL nicht. „Wir können nicht sagen, wie viele und welche Vereine betroffen sind“, sagte DFL-Sprecher Christian Pfennig gestern zur taz. „Wir gehen ja auch nicht auf Ihr Finanzamt zu, um Auskünfte über Sie zu erfragen.“ Ob die Lizenzerteilung für andere, weniger hoch verschuldete Vereine durch den Sonderfall Borussia Dortmund beeinflusst worden sei, wollte Pfennig nicht beantworten. „Das sind Spekulationen“, sagte der Ligasprecher.
Auf den Bescheid aus der Frankfurter DFL-Zentrale reagierten die Dortmunder fast triumphierend. Die Entscheidung sei mit keinen Bedingungen verbunden, teilte der BVB mit. „Wir wussten, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Ich freue mich“, kommentierte Co-Geschäftsführer Michael Meier die Lizenz zum Lachen für die Schwarz-Gelben. Andere Clubchefs konnten sich nicht so recht freuen. VfL-Bochum-Boss Werner Altegoer meckerte in der Bild-Zeitung: „Es muß aufgeklärt werden, ob hier überhaupt noch das Gleichheitsprinzip gilt.“ Andere Vereine prüfen laut Medienberichten sogar rechtliche Schritte.
Eine lange Lizenzierungsgeschichte hat auch Fußball-Zweitligist Rot-Weiss Oberhausen. Ende der 1980er Jahre bekamen die Kleeblätter einmal die Profizulassung entzogen, weil sich der damals noch zuständige DFB wegen einer angeblich fingierten Schenkungssumme an der Nase herumgeführt sah. Der Streit zwischen Verband und Verein drehte sich damals um 200.000 Mark. Oberhausen hätte auch ohne diese Streitsumme einen Jahresüberschuss in sechsstelliger Höhe kalkuliert. Doch die Fußball-Bürokratie kannte keine Gnade, RWO musste trotzdem runter ins Amateurlager. Wären die Oberhausener 1988 vielleicht drin geblieben, wenn es schon so eine umgängliche DFL gegeben hätte, die auch bei 90 Millionen Euro Schulden wie im aktuellen Fall BVB offenbar nicht nervös wird? Anno 2005 darf RWO immerhin fest mit der Lizenz rechnen. „Die DFL hat keine Bedingungen auferlegt, die zu erfüllen wären“, teilte der Verein mit. Im Lizenzierungsverfahren über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit seien nur Auflagen erteilt worden, die denen des Vorjahres entsprächen.
Ob das Heile-Welt-Lizenzierungsverfahren wirklich nachhaltig funktioniert, erscheint nicht nur aufgrund des Extrembeispiels BVB offen. Das ZDF-Magazin „Frontal 21“ hatte einen Tag vor der Lizenzentscheidung am Mittwoch über die Finanzlage der Liga berichtet. „Dem überwiegenden Teil der Vereine geht es richtig schlecht“, sagte die auf Unternehmensinsolvenzen spezialisierte Anwältin Angelika Amend. Die meisten Clubs seien bilanziell überschuldet. Den hohen Verbindlichkeiten stünden oft keine ausreichenden Vermögen gegenüber.
DFL-Geschäftsführer Christian Müller betonte dagegen, dass den Verbindlichkeiten von rund 700 Millionen Euro in der ersten und zweiten Liga Vermögenswerte von fast einer Milliarde entgegen stünden. Das sei eine „solide Ausgangsposition“.
MARTIN TEIGELER