: Die Lindenstraße wählt immer noch rot-grün
■ Interview mit Thorsten Nindel (Zorro) und Georg Uecker (Karsten Flöter) aus der ARD-Erfolgsserie »Lindenstraße«
Die »Lindenstraße« besucht die SPD: Sechs SchauspielerInnen aus Deutschlands populärster und langlebigster Fernsehserie traten am Freitag abend bei »Joe im Wedding« für die SPD und Walter Momper auf. Zwischen Autogrammjägern und Dudelmusik bedauerten Sozis wie Lindenstraßenfamilie den Koalitionsbruch. »Das muß man sich mal vorstellen: Die AL will mich am Donnerstag per Mißtrauensvotum rausschmeißen, zusammen mit der CDU und den Republikanern« erbitterte sich Momper mit brechender Stimme. Warum die Lindenstraße das auch nicht gut findet, darüber sprach die taz mit Georg Uecker, dem Darsteller des Vorzeigeschwulen Karsten Flöter und Thorsten Nindel, der den Serienautonomen Zorro Pichelsteiner spielt.
taz: Warum tretet Ihr für die SPD im Wahlkampf auf?
Georg: Weil wir eingeladen worden sind und weil ich die SPD gut finde. Ich wäre außer für die SPD nur noch für die AL aufgetreten, aber die haben mich halt nicht eingeladen, obwohl ich für die AL gerne eine Veranstaltung machen würde. Wahrscheinlich guckt das alternative Publikum nicht soviel Lindenstraße und meine Rolle finden die meisten Alternativen vermutlich zu bürgerlich.
Thorsten: Ich bin hier, weil ich die Partei, die ich für das kleinere Übel halte, unterstützen will.
Ihr habt vermutlich mitbekommen, daß im Moment eine heiße Stimmung in der Stadt ist?
Georg: Natürlich. Daß die rot- grüne Koalition geplatzt ist, finde ich zutiefst traurig. Ich verstehe zwar irgendwo diese Entscheidung der AL, aber es ist schade.
Thorsten: Eine große Koalition fände ich auf keinen Fall gut, und eine Regierung aus CDU und FDP erst recht nicht.
Was sagt Ihr denn zu dem Anlaß des Koalitionsbruchs, der Räumung der Mainzer Straße?
Georg: Das ist schwer zu beurteilen, wenn man nicht dabei war. Generell finde ich es wunderbar, wenn leere Häuser instandbesetzt werden. Aber es gibt Besetzer, die es nur darauf abgesehen haben, sich mit den Bullen anzulegen und Steine zu schmeißen. Das ist sicher nur eine Minderheit, aber das finde ich schlecht. Für die, die ernsthaft an den Häusern interessiert sind, gibt es nicht nur das Feindbild Senat und Polzei, sondern auch die Verräter in den eigenen Reihen.
Thorsten: Zu dem, was da warum und durch wessen Schuld an Gewalt abgelaufen ist, kann man nur etwas sagen, wenn man involviert ist. Aber die Frage ist doch: Warum stehen Häuser leer, warum wird Menschen ihr Grundrecht auf Wohnen verwehrt?
Hattet Ihr denn daran gedacht, Eure Teilnahme an der Veranstaltung abzusagen?
Thorsten: Nein, im Gegenteil. Gerade jetzt wollten wir hierher fahren und mal reelle Informationen kriegen über das, was passiert ist und nicht nur die gefilterten Infos, die man über die Medien bekommt.
Eure Serie wird immer radikaler: Neulich habt ihr sogar zum Stromboykott aufgerufen. Wollt Ihr den WDR provozieren?
Georg: Wir haben im Moment eine gute Lobby, denn die Einschaltquoten steigen und die Produktionskosten sinken. Deshalb kann Geissendörfer [Autor und Produzent der Serie. d. Red.] es sich erlauben, sich immer mehr künstlerische Freiheiten zu nehmen.
Thorsten: In der Lindenstraße wird derzeit mit der Wirklichkeit experimentiert: Zum Beispiel, als Annemarie Wendl [Else Kling, d. Red.] während dieses fünfminütigen Stromboykotts vor zwei Wochen im Fernsehen jammerte, daß sie ihre Fernsehserie nicht sehen kann. Und umgekehrt haben gleichzeitig in Hannover einzelne Hausmeister in ganzen Blöcken die Sicherungen herausgedreht.
Apropos Serie: Was wird aus Zorro? Und bleiben Karsten und Robert Engel zusammen glücklich?
Georg: Vielleicht ja, vielleicht nein.
Thorsten: Aus uns kriegst du nichts raus über die Zukunft der Serie. Interview: Eva Schweitzer
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