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Die Kunst des SoundhackingImperial Rattatat

Elektrokrach muss kein Nebengeräusch bleiben: Soundhacker machen sich die Geräusche von Elektronik zu eigen, um neue Musik zu schaffen. So werden Diskettenlaufwerke und Kopierer zu Instrumenten.

Nichts zu sehen, viel zu hören: "Star Wars"-Titelmelodie, gespielt auf einem Floppy-Laufwerk. Bild: screenshot youtube.com

Technik nervt. Überall rappelt und klappert es, rattert und knirscht, piepst und fiepst. Von morgens bis abends sind wir vom Elektro-Soundmüll von Druckern, CD-Laufwerken, Kopierern und Scannern umgeben. Während sich die einen an die Geräuschkulisse gewöhnt haben und sie kaum noch wahrnehmen, machen andere sie sich zu eigen - und schaffen aus dem eigenwilligen Gerätgeräuschen Musik.

Soundhacking, oder genauer "Home Made Sound Electronics", nennt sich das Genre, das die banalen Abfallgeräusche von Geräten und Tonträger so manipuliert, dass Musik entsteht. Statt technischer Expertise ist bei dieser Do-it-yourself-Musik vor allem viel viel Geduld gefragt. So wird es sicherlich eine ganze Weile gedauert haben, eine Floppy-Diskette so mit Daten zu beschreiben, dass das Diskettenlaufwerk schnarrend beim Booten der Diskette die Melodie des "Imperial March", der Titelmelodie der Star Wars-Filme, zum Besten gibt:

Und so bleibt der Virtuose auf diesem schon fast in Vergessenheit geratenen Speichermediums auch anonym. Und auch weniger veraltete Medien eignen sich zum Manipulieren - etwa ein Scanner, dessen Motor Vivaldi fiepst:

Das alles kann man natürlich auch kombinieren - für komplexere Songs wie "Bohemian Rhapsody von Queen. Ein Atari 800 XL liefert die Orgelsequenzen, ein weiterer Texas Instruments-Rechnder die Lead-Gitarre, eine 8-Zoll-Diskette den Bass, eine Festplatte den Gong und einmal mehr ein Scanner die Vocals:

Beim Soundhacking werden gnadenlos elektronische Geräte manipuliert und umprogrammiert. Auf Abspielgeräten wird mit Störgeräuschen gespielt und gnadenlos auf Tonträgern herumgekratzt. Musik mit Lötkolben und Tastatur eben - für die einen unerträglicher Krach, für Soundtüftler eine breite Palette neuer Klangmöglichkeiten.

Der amerikanische Komponist Nicolas Collins ist einer der etablierten Größen der Szene. Professor an der School of the Art Institute in Chicago, Pionier der elektronischen Musik in den USA. Es sei die Not "oder vielleicht die etwas zugespitzt ausgedrückte Armut", die ihn dazu bewegt habe, sich seine elektronischen Instrumente selbst zu schaffen, sagte Collins einmal der Neuen Zürcher Zeitung. Doch seine Virtuosität ist inzwischen schon so weit fortgeschritten, dass man tatsächlich kaum verstehen kann, was er dort genau anstellt:

Collins ermutigt auch seine Studenten, Geräte aufzuschrauben und einfach ein wenig an den Schaltungen herumzubasteln. Mit offenen Klangzielen:

Viele der Soundhacking-Klassiker sind schon ein paar Jahre alt und hören sich im Vergleich zu Club-Elektromusik ziemlich altbacken an. Dennoch erlebt die Kunstform derzeit eine kleine Renaissance - nicht zuletzt, weil die Open Hardware-Bewegung das Do-it-yourself-Gelöte an der eigenen Festplatte zum Nerdtrend erhoben hat.

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