Die Kritik: "Aaaahhh Kuschelklassik!"
WAS SAGT UNS DAS? Politiker verraten dem Rolling Stone ihren Musikgeschmack
Wenn Gregor nach Hause kommt, entkorkt er ein Fläschchen Unstrutwein, schlüpft in was Bequemes und drückt den Knopf seines CD-Players. „Aaaah, wunderbar: Kuschelklassik!“, seufzt er und sinkt ins Sofa. Schließlich stemmt er sich noch mal hoch und schlappt rüber in die Küche. Ob noch ein Rest Häckerle von gestern im Kühlschrank steht?
So in etwa muss man sich den Feierabend von Gregor Gysi vorstellen. Wie 199 weitere Abgeordnete des Bundestages hat der Linken-Politiker dem Rolling Stone verraten, welche Musik er am liebsten hört. Das Ergebnis ist verstörend. Nicht nur im Fall Gysi. Ausgerechnet die einstige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hört „Die Schlampen sind müde“ von Rosenstolz. Die Grüne Claudia Roth liebt nach wie vor Ton Steine Scherbens Tarot-Platte „IV“ von 1981. Und SPD-Außenminister Frank Walter Steinmeier mag Leonard Cohen.
Man kann also sagen: Der Durchschnitt hört den Durchschnitt. Beatles, Stones, U2, Grönemeyer – kein Wunder, dass dieses Land im Innovations- und Reformstau steckt. Einzig der CDU-Kollege Thomas Feist vermag zu überraschen. „Ich stehe auf ,No Protection‘ von Massive Attack vs. Mad Professor“, vertraute er dem Rolling Stone an. Na gut, der Mann ist Musikwissenschaftler. Anja Maier
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