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Die Knöchel der Antike

Papst Franziskus beklagt flatterhafte Jugend

Doch nur ein alter Sack von gestern: Franzl von Rom Foto: dpa

Seit mindestens 10.000 Jahren klagen alte Säcke über die Jugend von heute. Jetzt bejammert der angeblich so moderne katholische Oberpfaffe Franziskus mit seinen 81 Lebensjahren, dass das Internet Jugendliche „flatterhaft“ mache. So steht es in seinem neuen, heute erscheinenden Buch mit dem bemühten Titel „Gott ist jung“. Der Papst warnt darin vor den Auswirkungen des Internets auf Jugendliche. Und jetzt ersetzen wir mal Internet durch Fernsehen durch Radio durch Romane durch Comics durch Porno und so weiter und so fort. In jeder Generation war die Jugend von heute die Jugend von heute. Und jede Zeit hat ihren Schund und lamentierende Mahner und Warner, denen der Nachwuchs nicht ordentlich, gesittet, anständig, kurzhaarig und bedeckt genug ist. Hätten die alten Römer schon soziale Netzwerke erfunden, hätte Franziskus’ Vorgänger Petrus nach dem Fischfang seine Gemeinde vor den langen Lagerfeuerabenden mit Netzknüpfgruppen und Engtanzpartys gewarnt. Bestimmt hat er das auch und von seinem Kanzelstein herab die „Verrohung der Sitten“ angeprangert.

Dabei ist das Wesen der Jugend ihre Flatterhaftigkeit, ihr vornehmstes Recht ist die Dummheit. Jugendliche müssen Unfug im Internet und sonstwo anstellen. Als flatterhafte Wesen im Entpuppungszustand sollten sie sich beispielsweise bei eisigen Temperaturen zu dünn anziehen. Wahrscheinlich gab es schon in der winterkalten Antike „Franking“, bei dem junge Römer Hochwasserhosen getragen haben, um ihre hübschen Knöchel bibbernd zu entblößen, während die Eltern empört morgens am Frühstückstisch herumschrien: „So gehst du mir nicht aus dem Haus!“ Aber das wird so ein kinderloser greiser Papa wie Old Franzl auch nach 10.000 Jahren nie, nie, nie verstehen. Der Mann in den ausgelatschten Schuhen des Fischers ist eben nur der Alte von gestern und heute.

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