■ Die Kandidaten und ihr Wahlkreis: PDS: Direktmandat statt fünf Prozent
Um das Direktmandat im Ostberliner Wahlkreis Friedrichshain/Lichtenberg kämpfen der Berliner Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) und Wirtschaftswissenschaftlerin Christa Luft (PDS). Neben Gregor Gysi und Stefan Heym gehört Christa Luft zu den drei aussichtsreichsten PDS-KandidatInnen für ein Direktmandat. Gelingt es der PDS, insgesamt drei Direktmandate für den Bundestag zu holen, kann sie durch die „Grundmandatsklausel“ in das Parlament einziehen – auch wenn sie die Fünfprozenthürde nicht schafft.
Im Wahlkreis leben rund 220.000 Menschen, 180.000 davon sind wahlberechtigt. Friedrichshain ist ein alter Arbeiterbezirk mit einer Bevölkerung, die schon in der DDR zu den unteren Einkommensschichten zählte. Im angrenzenden Lichtenberg waren die Dienststellen der Staatssicherheit untergebracht, ihre privilegierten Angehörigen lebten zu Tausenden in den Ghettos der riesigen Neubauviertel. 17 Prozent Arbeitslose hat der Wahlkreis. Die verdeckte Arbeitslosigkeit dazugerechnet, ist fast jeder zweite ohne Job.
Lichtenberg ist eine Hochburg der PDS. In den Plattenbauvierteln der ehemaligen Stasi bekam die Partei bei der Europawahl 84 Prozent der Stimmen. Im Gesamtwahlkreis waren die Sozialisten mit 43 Prozent stärkste Partei. Auch bei den Kommunalwahlen 1992 lagen sie mit 35,5 Prozent vor den Sozialdemokraten mit 30,7 Prozent. In Friedrichshain hatte die SPD mit 31,5 Prozent nur 0,3 Prozent Vorsprung vor der PDS.
Der 35jährige Kandidat Krüger war Theologe, trat nach der Wende in die neugegründete Ost- SPD ein und saß für sie in der Volkskammer. Seit 1991 ist er Berliner Senator für Jugend und Familie.
Die 57jährige Kandidatin Christa Luft ist diplomierte Außenwirtschaftlerin und arbeitete dreißig Jahre an der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst, zuletzt als Rektorin. 1989 wurde sie Wirtschaftsministerin der DDR, heute arbeitet sie an einem Privatinstitut.
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